Tadeusz Holuj
Tadeusz Hołuj, 1916 in Krakau (heute Polen) geboren, kämpfte in der polnischen Armee gegen die deutschen Invasoren. Nach der Niederlage Polens aus der Armee entlassen, wurde Hołuj während einer von der Besatzern durchgeführten Razzia in Warschau verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Bayern verbracht. Hołuj floh, kehrte nach Krakau zurück und schloss sich einer Widerstandsgruppe an. Er wurde im Juli 1942 von der GestapoGestapo
→ <Geheime Staatspolizei>
verhaftet und Anfang September 1942 nach Auschwitz transportiert. Dort erhielt er die HäftlingsnummerHäftlingsnummer
Die → SS gab jedem ins Lager verbrachten Häftling eine Lagernummer.
Folgende Nummernserien gab es in Auschwitz:
Männer:
Nummernserie 1 – 202.499 (Vergabezeitraum: Mai 1940 bis Januar 1945); Nummernserie A-1 – A-20.000 (Vergabezeitraum: Mai bis August 1944); Nummernserie B-1 – B-14.897 ((Vergabezeitraum: Juli bis Dezember 1944)
Frauen:
Nummernserie 1 – 89.325 (Vergabezeitraum: März 1942 bis November 1944); Nummernserie A-1 – A-29.354 (Vergabezeitraum: Mai bis November 1944)
Sinti/Roma („Zigeuner“):
Männer: Z-1 – 10.097
Frauen: Z-1 – 10.849
Sowjetische Kriegsgefangene:
RKG-1 – 11.957
62.937. Hołuj kam nach Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
) und wurde Schreiber und PflegerPfleger
Die → SS setzte in den → Häftlingskrankenbauten Häftlinge, die meistens von Beruf Mediziner waren, als Häftlingspfleger ein.
im HäftlingskrankenbauHäftlingskrankenbau
In den Konzentrationslagern wurden Blöcke bzw. Baracken eingerichtet, in denen kranke Häftlinge medizinisch versorgt werden sollten. → SS-Lagerärzte und → SS-Sanitätsdienstgrade waren die Vorgesetzten von → Häftlingsärzten und -pflegern, die sich mit den wenigen zur Verfügung stehenden medizinischen Mitteln um die erkrankten Häftlinge kümmerten. Der Aufenthalt im → Krankenbau war für die Lagerinsassen mit einem hohen Risiko verbunden. Wurden die Kranken innerhalb kurzer Zeit nicht wieder „arbeitsfähig“ und konnten ins Lager entlassen werden, fielen sie Selektionen zum Opfer. Die → SS-Ärzte, assistiert von den Sanitätsdienstgraden, wählten die Kranken aus und schickten sie in den Tod: Sie wurden vergast oder mit → Phenolinjektionen getötet.
. Ende Oktober 1944 überstellte ihn die SS in ein Nebenlager des KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
Flossenbürg (Oberpfalz), nach Leitmeritz, wo er im April 1945 befreit wurde.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Tadeusz Hołuj 47 Jahre alt und lebte als Schriftsteller in Krakau/Polen. Hołuj war seit Mitte 1960 auch Generalsekretär des Internationalen Auschwitz-Komitees.
Hörbeispiel:
Zeuge Tadeusz Hołuj:
Nasza organizacja ruchu oporu postawiła sobie za cel przeciwstawienie się temu, co robiło SS.
Dolmetscherin Kapkajew:
Unsere Organisation im Lager hatte als Ziel, Widerstand zu leisten dem, was im Lager geschah.
Zeuge Tadeusz Hołuj:
Przede wszystkim chodziło o ratowanie zdrowia i życia więźniów.
Dolmetscherin Kapkajew:
In erster Linie handelte es sich darum, das Leben und die Gesundheit der Häftlinge zu retten.
Zeuge Tadeusz Hołuj:
Niemożliwy był jakikolwiek ruch oporu przy ludziach, którzy ważyli po 40 kilogramów.
Dolmetscherin Kapkajew:
Es war unmöglich, eine Widerstandsbewegung zu haben unter Menschen, die 40 Kilogramm wiegen.
Zeuge Tadeusz Hołuj:
Myśmy szmuglowali do obozu poważne ilości lekarstw. Żeby ratować przynajmniej tych, których dało się jeszcze uratować.
Dolmetscherin Kapkajew:
Wir haben eine größere Menge der Medikamente ins Lager eingeschmuggelt, um wenigstens die zu retten, bei denen es noch ging.
(55. Verhandlungstag, 12.6.1964)
Erläuterung:
Im Konzentrations- und VernichtungslagerKonzentrations- und Vernichtungslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
Auschwitz gab es in der Zeit von Juni 1940 bis Januar 1945 unterschiedlichste Widerstandsgruppen. Widerstand in Auschwitz bedeutete vor allem, die Häftlinge vor Willkürmaßnahmen der SS und ihrer Handlanger zu schützen, für bessere Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu sorgen, eigenmächtig handelnde SS-Angehörige und Funktionshäftlinge an ihrem mörderischen Tun zu hindern oder wenigstens zu begrenzen, Kontakte mit der Außenwelt zu halten sowie Informationen über die Verbrechen aus dem Lager zu schmuggeln. Die Politische Abteilung in Auschwitz hatte unter den Häftlingen Spitzel rekrutiert, deren Aufgabe es war, widerständige Häftlinge zu verraten und die Vorbereitung von Widerstandshandlungen, wie zum Beispiel Flucht, anzuzeigen. Verdächtigte die Politische Abteilung einen Häftling, einer Widerstandsorganisation anzugehören, wurde er in den Arrestbunker in Block 11Block 11
Im → Stammlager (→ Auschwitz I) wurde im Kellergeschoss von → Block 11 ein Lagergefängnis mit insgesamt 27 Zellen und vier sogenannten Stehzellen eingerichtet. Die Stehzellen hatten eine Fläche von 90 auf 90 cm. Durch eine kleine Tür am Fußboden mussten die Gefangenen in die Zellen kriechen. Im → „Stehbunker“ hat die → SS Häftlinge verhungern lassen.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
) gesteckt und von Mitgliedern der LagergestapoLagergestapo
Die Organisationsstruktur der → Konzentrationslager war einheitlich. Die Verwaltung eines Konzentrationslagers war meist nach sechs Abteilungen gegliedert: Abteilung I: Kommandantur, Abteilung II. Politische Abteilung (Lagergestapo), Abteilung III: Schutzhaftlagerführung, Abteilung IV: Verwaltung, Abteilung V: Standortarzt, Abteilung VI: Fürsorge, Schulung, Truppenbetreuung.
Die Abt. II (Politische Abteilung) wurde auch „Lagergestapo“ genannt. Die Politische Abteilung verwaltete u.a. die Häftlingskarteien und die Personalunterlagen der Lagerinsassen, war für die Überwachung und somit für die „Sicherheit“ im Lager zuständig. Die Angehörigen der Politischen Abteilung bespitzelten die Häftlinge und versuchten, durch Terror (Erschießungen) jede Widerstandshandlung der Häftlinge zu unterbinden.
– zu nennen ist insbesondere der Angeklagte Wilhelm Boger – „Vernehmungen“ unterzogen. Die „verschärften Vernehmungen“ waren furchtbares Foltern der Opfer, oftmals auf der sogenannten Sprechmaschine des Angeklagten Boger, auf der viele Häftlinge zu Tode geprügelt wurden.