Öffentliche Wahrnehmung

Der Auschwitz-Prozess wurde in seinem 20-monatigem Verlauf auf unterschiedlichen Ebenen wahrgenommen. Während insgesamt etwa 20.000 Menschen das Prozessgeschehen im Gerichtssaal verfolgten (darunter auch Schulklassen und Studentengruppen), wussten nur etwa 40 % der westdeutschen Bevölkerung, dass der Prozess überhaupt stattfand.

In den Medien fand der Prozess ein großes Echo: vor allem die Journalisten der Presse und des Rundfunks berichteten über jeden Verhandlungstag. Außer den überregionalen Zeitungen berichteten alle großstädtischen Presseorgane, aber auch in der Provinz wurde über die Vorgänge im Gerichtssaal in zumeist großer Qualität berichtet. Nicht nur zur Eröffnung, zum Ortstermin oder zur Urteilsverkündung reisten die Journalisten in Scharen an, es war vielmehr so, dass einige Redaktionen ständige Korrespondenten entsandten: Den Deutschen sollte möglichst viel Wissen über Auschwitz vermittelt werden. Kritisch anzumerken bleibt, dass in den Medien vor allem über die Täter und ihre Gräueltaten berichtet wurde, teilweise in sensationsheischender Weise. Dadurch wurde die Sicht auf die „Exzesstaten“ einzelner konzentriert und die systematische, arbeitsteilige Vernichtungsmaschinerie geriet aus dem Blick. Es war vor allem das Verdienst des Fotojournalisten Günter Schindler, auch die Opfer, die als Überlebende von Auschwitz zum Prozess angereist waren und über ihre grauenvollen Erlebnisse und Qualen berichteten, in den Blick zu nehmen, indem er sie einzeln fotografisch porträtierte (siehe hierzu auch den Punkt „Zeugen“).

Auch im Ausland wurde der Prozess mit Interesse verfolgt: Berichterstatter unter anderem aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich waren vor Ort. Aus Amerika reiste der Schriftsteller Arthur Miller an, um sich ein Bild von der Verhandlung zu machen und darüber zu berichten. Auch in Israel wurde der Prozess mit großem Interesse verfolgt. Die Journalistin Inge Deutschkron schrieb Artikel für die israelische Zeitung Maariv.

Auch zahlreiche deutsche Schriftsteller besuchten den Prozess und verarbeiteten die dort gemachten Eindrücke in literarischen Texten: u.a. Marie Luise Kaschnitz , Horst Krüger, Martin Walser und Peter Weiss.