Friedrich Skrein
Friedrich Skrein, 1918 im mährischen Olmütz/Olomouc ( heute Tschechien) geboren und in Wien aufgewachsen, floh nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich nach Jugoslawien, versuchte später in Frankreich der Fremdenlegion beizutreten und wurde im Frühjahr 1941 in Südfrankreich von der SS verhaftet. Skrein wurde in verschiedenen Gefängnissen und Lagern inhaftiert und kam Anfang 1942 zunächst in Freiheit. Im Herbst 1942 erneut inhaftiert, wurde er Ende 1942 nach Auschwitz deportiert und erhielt die HäftlingsnummerHäftlingsnummer
Die → SS gab jedem ins Lager verbrachten Häftling eine Lagernummer.
Folgende Nummernserien gab es in Auschwitz:
Männer:
Nummernserie 1 – 202.499 (Vergabezeitraum: Mai 1940 bis Januar 1945); Nummernserie A-1 – A-20.000 (Vergabezeitraum: Mai bis August 1944); Nummernserie B-1 – B-14.897 ((Vergabezeitraum: Juli bis Dezember 1944)
Frauen:
Nummernserie 1 – 89.325 (Vergabezeitraum: März 1942 bis November 1944); Nummernserie A-1 – A-29.354 (Vergabezeitraum: Mai bis November 1944)
Sinti/Roma („Zigeuner“):
Männer: Z-1 – 10.097
Frauen: Z-1 – 10.849
Sowjetische Kriegsgefangene:
RKG-1 – 11.957
85.888. Skrein kam zunächst in verschiedene ArbeitskommandosArbeitskommandos
Eine Häftlingsgruppe, die von der → SS zu einer bestimmten Tätigkeit eingesetzt wurde, nannte man „Arbeitskommando“. Seitens der SS war ein „Kommandoführer“ für den Arbeitseinsatz der Häftlinge verantwortlich. Von der SS eingesetzte → Kapos, bei großen Arbeitskommandos Oberkapos, hatten Aufsichtsfunktionen auszuüben. Nicht wenige Kapos erwiesen sich als willige Handlanger der SS und drangsalierten die Häftlinge.
, wurde Schreiber in Nebenlagern und war seit Herbst 1943 Hauptschreiber in der Häftlingsbekleidungskammer in Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
). Mitte Januar 1945 ging Skrein auf den TodesmarschTodesmarsch
Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, beschloss die → SS, das Lager zu „evakuieren“, das heißt, die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen nach Westen zu treiben. Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der → SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben.
, wurde in das KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
Mauthausen (bei Linz/Österreich) transportiert und im Mai 1945 im Nebenlager Ebensee von der amerikanischen Armee befreit.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Juli 1964 war der Zeuge Friedrich Skrein 46 Jahre alt und lebte als Rechtsanwalt in Wien.
Hörbeispiel:
Ich erinnere mich noch an etwas, an die Exekution am 30. Dezember 1944. Wie unsere zwei Wiener Freunde, ein Pole und noch zwei andere Häftlinge aufgehängt wurden. Wie diese Häftlinge, schon unter dem Galgen stehend, von Hertwig und Kaduk verprügelt wurden. Mit der Schlinge um den Hals.
(65. Verhandlungstag, 13.7.1964)
Erläuterung:
Mitglieder der „Kampfgruppe Auschwitz“, einer hauptsächlich aus polnischen und österreichischen Häftlingen bestehenden Widerstandsgruppe, bereiteten im Herbst 1944 eine Flucht aus dem Lager vor. Die Absicht wurde von einem in die Fluchtpläne eingeweihten SS-Mann verraten. Die Flüchtlinge und zwei an der Vorbereitung der Flucht beteiligte Häftlinge wurden von der LagergestapoLagergestapo
Die Organisationsstruktur der → Konzentrationslager war einheitlich. Die Verwaltung eines Konzentrationslagers war meist nach sechs Abteilungen gegliedert: Abteilung I: Kommandantur, Abteilung II. Politische Abteilung (Lagergestapo), Abteilung III: Schutzhaftlagerführung, Abteilung IV: Verwaltung, Abteilung V: Standortarzt, Abteilung VI: Fürsorge, Schulung, Truppenbetreuung.
Die Abt. II (Politische Abteilung) wurde auch „Lagergestapo“ genannt. Die Politische Abteilung verwaltete u.a. die Häftlingskarteien und die Personalunterlagen der Lagerinsassen, war für die Überwachung und somit für die „Sicherheit“ im Lager zuständig. Die Angehörigen der Politischen Abteilung bespitzelten die Häftlinge und versuchten, durch Terror (Erschießungen) jede Widerstandshandlung der Häftlinge zu unterbinden.
in den Strafblock 11 von Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
) gebracht, in einem Standgerichtsverfahren zum Tode verurteilt und Ende Dezember 1944 gehängt. Die Widerstandskämpfer riefen, unter dem Galgen stehend, Parolen wie „Weg mit Hitler!“, „Heute wir, morgen ihr!“ und „Weg mit dem Faschismus!“ Die an der Erhängung beteiligten SS-RapportführerSS-Rapportführer
Für das sogenannte Schutzhaftlager (das umzäunte und bewachte Lager mit den Häftlingsbaracken) war der Schutzhaftlagerführer verantwortlich. Ihm unterstand ein SS-Unterführer ( → SS-Rang), der in der Funktion eines Rapportführers für den zahlenmäßigen Lagerstand, die „Lagerstärke“, zuständig war.
, Oswald Kaduk und Heinz Erich Hertwig, schlugen die Häftlinge und stießen die Schemel um, auf denen die Verurteilten standen.