Ella Salomon
Ella Salomon (geb. Böhm), 1920 in Odorhei/Oderhellen in Rumänien geboren, wurde zusammen mit ihrer Mutter, der Zeugin Gisella Böhm, Ende Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und von einer aus SS-Ärzten bestehenden Kommission auf der Birkenauer RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
selektiertselektiert
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
. Mitglied der Selektionskommission war Dr. Victor Capesius, den Ella Salomon aus ihrem Heimatort kannte. Capesius hatte als Vertreter der Firma Farbenwerke Bayer AG/Leverkusen die Eltern der Zeugin, die Ärzte waren, besucht. Capesius, der Ella Salomons Mutter erkannte, verschaffte ihr eine Arbeit beim Kommando Häftlingsapotheke im Birkenauer Frauenlager. Salomon wurde unter der Nummer A-25.383 registriert. Wie ihre Mutter kam sie im Herbst 1944 ins StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
(Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
) und musste dort schlimmste Arbeit als Leichenträgerin leisten. Nach der Auflösung des Lagers Auschwitz und dem TodesmarschTodesmarsch
Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, beschloss die → SS, das Lager zu „evakuieren“, das heißt, die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen nach Westen zu treiben. Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der → SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben.
nach Gleiwitz kam Ella Salomon zusammen mit ihrer Mutter in das KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
Ravensbrück (nördlich von Berlin) und später in die Nebenlager Malchow und Taucha. In der Nähe von Leipzig wurde sie befreit und kehrte Mitte 1945 nach Rumänien zurück.
Zur Zeit ihrer Vernehmung war die Zeugin Ella Salomon 44 Jahre alt und arbeitete als Professorin an der Pädagogischen Hochschule von Odorhei/Rumänien.
Buchpublikation:
Mariana Adam / Ella Salomon: Was wird der Morgen bringen? Zwei Jüdinnen überleben Auschwitz und finden zum Glauben an Jesus Christus. Aus dem Ungarischen von Moshe Fogel. Stuttgart: Edition Anker, 1995, 160 S.
Hörbeispiel:
Vor dem Appellstehen gab es Blockdurchsuchungen. Die SS-Leute kamen dann herein, suchten im Stroh, wo die Frauen immer probiert haben sich zu verstecken, die Schwangeren oder die an der Haut eine Eruption hatten. Sie wussten Bescheid, dass sie vom Zählappell ins Gas geführt worden wären. Und an einem Vormittag, an einem Morgen vor dem Zählappell, ist dieser SS-Mann Doktor Capesius da gewesen. Er stand neben mir, ganz nahe, mit einem langen Stock, suchte im Stroh und fand eine Frau, so eine Schwangere.
(113. Verhandlungstag, 19.11.1964)
Erläuterung:
Das Lager BIIc in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
diente im Sommer 1944 als Durchgangslager bzw. sogenanntes Depotlager für Jüdinnen aus Ungarn. Die Frauen wurden zunächst nicht zur Arbeit gezwungen, lebten aber unter schlimmsten Verhältnissen und waren vollkommen unzureichend versorgt. Die Absicht der SS war es, aus dem „Reservoir“ arbeitsfähiger Frauen diejenigen in Lager und Rüstungsbetriebe im Deutschen Reich zu verbringen, die die „Quarantäne“ in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
überstanden, sich als widerstands- und überlebensfähig erwiesen. Die SS führte in den Blocks des Lagers BIIc ständig SelektionenSelektionen
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
durch. Die schwachen und kranken Häftlingsfrauen, die in den Augen der SS zur Zwangsarbeit ungeeignet waren, schickte sie ins Gas.