Hermann Reineck
Hermann Reineck, 1919 in Österreich geboren, wurde im Januar 1941 als Angehöriger der Wehrmacht verhaftet und in Wien vor den Volksgerichtshof gestellt und des Hochverrats angeklagt. Er wurde zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Strafe kam er aber nicht frei, sondern wurde im September 1942 nach Auschwitz verbracht und als Häftling Nummer 63.387 registriert. Als politischer, reichsdeutscher Häftling wurde Reineck nicht tätowiert und arbeitete im HäftlingskrankenbauHäftlingskrankenbau
In den Konzentrationslagern wurden Blöcke bzw. Baracken eingerichtet, in denen kranke Häftlinge medizinisch versorgt werden sollten. → SS-Lagerärzte und → SS-Sanitätsdienstgrade waren die Vorgesetzten von → Häftlingsärzten und -pflegern, die sich mit den wenigen zur Verfügung stehenden medizinischen Mitteln um die erkrankten Häftlinge kümmerten. Der Aufenthalt im → Krankenbau war für die Lagerinsassen mit einem hohen Risiko verbunden. Wurden die Kranken innerhalb kurzer Zeit nicht wieder „arbeitsfähig“ und konnten ins Lager entlassen werden, fielen sie Selektionen zum Opfer. Die → SS-Ärzte, assistiert von den Sanitätsdienstgraden, wählten die Kranken aus und schickten sie in den Tod: Sie wurden vergast oder mit → Phenolinjektionen getötet.
von Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
) als Schreiber, später als Blockältester. Anfang November 1944 wurde Reineck aus dem Lager entlassen und zusammen mit anderen reichsdeutschen Häftlingen zur Einheit Dirlewanger eingezogen. Die SS-Sondereinheit Dirlewanger wurde Ende 1944 in Polen und der Slowakei eingesetzt. Reineck desertierte Ende November 1944, schlug sich nach Österreich durch und schloss sich einer Widerstandsgruppe an.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Hermann Reineck 45 Jahre alt und leitete in Wien eine Druckerei.
Hörbeispiel:
Ich habe den Klehr gesehen mit der Spritze in der Hand. Und in dem Raum links, gleich links, wenn man reingeht, dort steht er. Und die andere Tür war offen, und dort sind schon die toten Häftlinge gelegen. Ich hab gewusst, dass solche Sachen gemacht werden. Aber der Anblick als solcher, und das momentane Erlebnis, das ist so eine Schockwirkung gewesen. Und Klehr sieht mich und blökt mich an: „Na, was willst du hier!“ und „Schau, dass du rauskommst, sonst kommst du auch gleich mit!“ und so.
(52. Verhandlungstag, 5.6.1964)
Erläuterung:
In Block 20 in Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
(StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
), einem sogenannten KrankenbauKrankenbau
→ <Häftlingskrankenbau>
, ermordete der Sanitätsdienstgrad Josef Klehr, Angeklagter im Prozess, Häftlinge, indem er ihnen eine Säure (PhenolPhenol
Phenol (Karbolsäure) ist ein Mittel, das ursprünglich zu Desinfektionszwecken gebraucht wurde. Die SS experimentierte bereits seit Mitte 1941 mit Mitteln, mit denen Häftlinge getötet werden konnten. Phenol, direkt ins Herz der Opfer gespritzt, erwies sich als sehr effektives Tötungsmittel.
) direkt ins Herz spritzte. Klehr hatte im Erdgeschoss von Block 20, unmittelbar links vom Haupteingang, ein „Behandlungszimmer“, in dem er die Tötungen vornahm. Zwei Funktionshäftlinge mussten die Ermordeten in den dem „Behandlungszimmer“ gegenüber liegenden „Waschraum“ schleifen, in dem die Leichen aufgestapelt wurden. Waren die Tötungen beendet, holte das Leichenträgerkommando die Toten mit Rollwagen ab und brachte sie in das „Kleine KrematoriumKrematorium
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
“ (KrematoriumKrematorium
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
I) im StammlagerStammlager
→ Auschwitz I
. Klehr, obwohl ein niedriger Dienstgrad (SS-Oberscharführer) und in einer vergleichsweise untergeordneten Dienststellung tätig, war Herr über Leben und Tod. Er konnte aus reiner Willkür Häftlinge aussuchen und töten.