Hersz Kugelmann
Hersz Kugelmann, 1912 im Bendsburg/Będzin (heute Polen) geboren, besaß bis Ende 1939 ein Schuhfabrik in seiner Heimatstadt. Die Firma wurde durch die deutschen Besatzer konfisziert und einem deutschen Treuhänder übergeben. Der vormalige Eigentümer Kugelmann war nur noch ein Angestellter in seiner eigenen Fabrik. Kugelmann und seine Familie wurden in Bendsburg ghettoisiert und Anfang August 1943 bei der Ghettoauflösung nach Auschwitz deportiert. Kugelmann und Ehefrau Berta kamen ins Lager, ihre beiden Kinder, fünf und acht Jahre alt, wurden ermordet. Kugelmann wurde als Häftling Nummer 133.619 registriert, kam vorübergehend ins sogenannte QuarantänelagerQuarantänelager
In den Konzentrationslagern war es eine von der → SS häufig geübte Praxis, neu ins Lager gekommene Häftlinge, sogenannte Zugänge, für Tage und Wochen in „Quarantäne“ zu halten, sie von den übrigen Häftlingen zu isolieren. Bereits krank ins Lager eingelieferte Menschen sollten auf diese Weise ausgesondert, das heißt, vernichtet werden; ebenso geschwächte, wenig widerstandsfähige Häftlinge, die in den Augen der → SS zur Sklavenarbeit nicht tauglich waren. Die „Quarantäne“ wurde in bestimmten Blöcken oder Baracken eingerichtet. Seit August 1943 gab es im Vernichtungslager → Birkenau im Lagerabschnitt BIIa ein „Quarantänelager“ für männliche Häftlinge, das bis Oktober 1944 existierte.
in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
und später ins Birkenauer MännerlagerMännerlager
Die Lagerabschnitte BIb und BIId werden in der Literatur speziell „Männerlager“ genannt, obgleich in anderen Teilen des Lagers auch männliche Häftlinge untergebracht waren.
(BIId) und wurde im ArbeitskommandoArbeitskommando
Eine Häftlingsgruppe, die von der → SS zu einer bestimmten Tätigkeit eingesetzt wurde, nannte man „Arbeitskommando“. Seitens der SS war ein „Kommandoführer“ für den Arbeitseinsatz der Häftlinge verantwortlich. Von der SS eingesetzte → Kapos, bei großen Arbeitskommandos Oberkapos, hatten Aufsichtsfunktionen auszuüben. Nicht wenige Kapos erwiesen sich als willige Handlanger der SS und drangsalierten die Häftlinge.
Schuhmacherei eingesetzt. Im November 1944 überstellte ihn die SS in das KZKZ
→ Konzentrationslager
Sachsenhausen (bei Berlin) und in weitere KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
, Ende April 1945 wurde er in dem Dachauer Außenlager Allach (bei München) von der amerikanischen Armee befreit. Auch Kugelmanns Frau überlebte die nationalsozialistische Vernichtungspolitik und traf ihren Mann – nach ihrer Befreiung aus dem Lager Bergen-Belsen – wieder.
Zur Zeit seiner Vernehmung im August 1964 war der Zeuge Hersz Kugelmann 52 Jahre alt und lebte als Kaufmann in Frankfurt am Main.
Hörbeispiel:
Ist er an den Block gekommen, hat mich und noch paar Leute genommen, um „SportSport
→ SS und auch → Funktionshäftlinge (Lager-, Blockälteste, Kapos, etc.) quälten Häftlinge, in dem sie mit ihnen „Sport“ trieben. „Sport“ bedeutete körperliche Folter für die Lagerinsassen, oft der Tod durch Entkräftung und Erschöpfung.
“ zu machen. Grund keiner, nur ein bisschen aus der Laune raus. Und die Kommandos, die er gegeben hat, waren nicht möglich einzuhalten: „Aufstehen!“ „Hinlegen!“ „Laufen!“ „Aufstehen!“ – das ist nur so rausgesprochen worden, und menschlich war das nicht möglich. Und damit er einen Grund haben kann, ist er ... hat er geschlagen und hat mich mit dem Stiefel da ... ich hab noch hier eine Wunde am Körper von seinen Stiefeltritten, die ich bekommen habe nach dem Schlagen.
(80. Verhandlungstag, 21.8.1964)
Erläuterung:
Der Angeklagte Stefan Baretzki war im Birkenauer Lager BIId (MännerlagerMännerlager
Die Lagerabschnitte BIb und BIId werden in der Literatur speziell „Männerlager“ genannt, obgleich in anderen Teilen des Lagers auch männliche Häftlinge untergebracht waren.
) sogenannter BlockführerBlockführer
SS-Männer, denen befehlsgemäß Häftlingsblöcke unterstanden, wurden „Blockführer“ genannt. Die „Blockführer“ waren Herren über Leben und Tod der Insassen. Die → SS bediente sich sogenannter → Funktionshäftlinge, Block- und Stubenälteste, um in den Unterkünften der Häftlinge (Block, Baracke) „Ordnung“ im Sinne der Lagervorschriften der SS zu halten.
. In dieser Funktion war der Angeklagte für die Insassen von Häftlingsbaracken zuständig. Die BlockführerBlockführer
SS-Männer, denen befehlsgemäß Häftlingsblöcke unterstanden, wurden „Blockführer“ genannt. Die „Blockführer“ waren Herren über Leben und Tod der Insassen. Die → SS bediente sich sogenannter → Funktionshäftlinge, Block- und Stubenälteste, um in den Unterkünften der Häftlinge (Block, Baracke) „Ordnung“ im Sinne der Lagervorschriften der SS zu halten.
waren Herren über Leben und Tod der ihnen unterstellten Häftlinge. Baretzki liebte es, mit den Häftlingen „SportSport
→ SS und auch → Funktionshäftlinge (Lager-, Blockälteste, Kapos, etc.) quälten Häftlinge, in dem sie mit ihnen „Sport“ trieben. „Sport“ bedeutete körperliche Folter für die Lagerinsassen, oft der Tod durch Entkräftung und Erschöpfung.
“ zu treiben, das bedeutete: sie zu quälen und zu terrorisieren. Oft kam es vor, dass Häftlinge den „SportSport
→ SS und auch → Funktionshäftlinge (Lager-, Blockälteste, Kapos, etc.) quälten Häftlinge, in dem sie mit ihnen „Sport“ trieben. „Sport“ bedeutete körperliche Folter für die Lagerinsassen, oft der Tod durch Entkräftung und Erschöpfung.
“ nicht überlebten, vor Erschöpfung und Schwäche oder an Verletzungen elend verstarben.