Afred Wetzlar

Wetzler GS 104

Alfred Wetzlar, 1918 in Trnava (heute Slowakei) geboren, wurde im April 1942 nach Auschwitz deportiert und als Häftling Nummer 29.162 registriert. Wetzler musste zunächst Zwangsarbeit im „Kommando Buna“ leisten, das seit April 1941 beim Bau der Werke der IG Farben in Auschwitz eingesetzt war, und kam im Sommer 1942 nach Birkenau, wo er im Lagerabschnitt BIb als Schreiber und Leichenträger im Häftlingskrankenbau und später im Männerlager BIId eingesetzt war. Am 7. April 1944 flüchtete Wetzler zusammen mit dem Häftling Rudolf Vrba aus dem Lager Birkenau. Die Flüchtlinge gelangten in die Slowakei und gaben Vertretern der Juden in ihrer Heimat einen mündlichen Bericht über die Verbrechen in Auschwitz. Die beiden Schilderungen der Häftlinge wurden zu einem Bericht zusammengefasst, der in die ungarische Hauptstadt Budapest, in die Schweiz und über Mittelsmänner zum Vatikan gelangte. Im Oktober 1944 wurde der Bericht durch die amerikanische Regierung veröffentlicht.

Zur Zeit seiner Vernehmung im November 1964 war der Zeuge Alfred Wetzlar 46 Jahre alt und arbeitete als Beamter in Bratislava/Tschechoslowakei.

Buchpublikation:

  • Jozef Lanik [Pseudonym von Alfred Wetzlar]: Was Dante nicht sah. Roman. Aus dem Slowakischen von Erich Mehnert. Berlin: Verlag der Nation, 1967; Frankfurt am Main: Röderberg Verlag, 1967, 292 S.

Hörbeispiel:

Es war wieder so ein Ereignis zur Dezimierung der Häftlinge, weil das Stehen manchmal viel ärger war als die Arbeit. Nach der Arbeit stehen und ohne Essen und so weiter, stundenlang stehen, von fünf Uhr in der Früh bis neun Uhr abends. [...] Na, ich kann nur wiederholen so im Allgemeinen, dass bei jedem solcher mehrstündigen Appelle die Leute erfroren sind und es nicht ausgehalten haben strammzustehen. Und wenn einer sich einmal gesetzt hat, dann war er schon fertig, dann ist er eingefroren. Das war doch selbstverständlich, ein Mensch, der 35 Kilo oder wie viel wiegt und keine Vitamine hat, war auch nicht viel.
(108. Verhandlungstag, 5.11.1965)

Erläuterung:

Die SS hat die Häftlinge – von der Zwangsarbeit erschöpft, von der unzureichenden Ernährung geschwächt, durch schlechte Kleidung gegen die Witterung nicht geschützt – oft stundenlang Appell stehen lassen. Das Appellstehen war häufig eine Maßnahme der SS, die Häftlinge zu terrorisieren und, wie der Zeuge Alfred Wetzler betont, ihren Tod herbeizuführen. Es kam vor, dass zum Appell angetretene Häftlinge in der Winterkälte erfroren, in der Sommerhitze durch Hitzschlag umkamen, vor Körperschwäche zusammenbrachen und unversorgt lange Zeit liegen blieben, bis sie verstarben. Insbesondere die „Muselmann“ genannten Häftlinge, ausgezehrt, abgemagert und schwach, überlebten das Appellstehen in vielen Fällen nicht.

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