Ernst Toch

Zeuge Ernst Toch

Ernst Toch, 1912 in Wien geboren, wurde Mitte 1939 von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Berlin) verschleppt. Als im Oktober 1942 auf Befehl von Reichsführer SS Heinrich Himmler jüdische Häftlinge aus den im Reichsgebiet gelegenen Konzentrationslagern nach Auschwitz transportiert wurden, kam Toch zusammen mit über 400 Häftlingen nach Auschwitz. Er wurde als Häftling Nummer 70.231 registriert. Nach schwerster Arbeit im Nebenlager Chelmek wurde Toch Häftlingsschreiber im Krankenbau Block 21. Im Herbst 1944 kam er in die Bekleidungskammer Block 28 und verwaltete dort das Wäschemagazin. Toch entzog sich dem Todesmarsch, der für die meisten Häftlinge den Tod bedeutete, blieb in Auschwitz und wurde am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit.#

Zur Zeit seiner Aussage im Juni 1964 war der Zeuge Ernst Toch 51 Jahre alt und übte den Beruf eines Grafikers in Wien aus.

Hörbeispiel:

Ein Teil dieses Ganges war am Ende mit Decken verhängt. Vor diesen Decken stand eine Anzahl von Häftlingen, entkleidet. Und nachdem dort niemand anderer zu sehen war, bin ich hinter den Deckenverschlag gegangen, und da konnte ich beobachten, dass ein eben hereingerufener Häftling sich auf einen Hocker setzen musste. Er wurde aufgefordert, die linke Hand über die Augen zu geben, er wurde gefragt, woher er kommt – es ist in verkehrter Reihenfolge gewesen: Also zuerst wurde er gefragt, woher er stammt, und dann hat man ihn aufgefordert, die linke Hand über die Augen zu legen, und dann hat der Klehr gespritzt. [...] In die Brust.
(52. Verhandlungstag, 5.6.1964)

Erläuterung:

In Block 20 in Auschwitz I (Stammlager) tötete der Sanitätsdienstgrad Josef Klehr Häftlinge, die im Häftlingskrankenbau als „arbeitsunfähig“ selektiert worden waren, mit einer Spritze ins Herz. Klehr injizierte den Häftlingen mit einer sogenannten Rekordspritze (lange Hohlnadel mit großem Glaszylinder und Metallkolben) Phenol (Karbolsäure). Die Häftlinge waren meist sofort tot. Der Angeklagte Klehr ermordete auf diese Weise auf Befehl eines SS-Arztes oder eigenmächtig Hunderte von Häftlingen. Im Lagerjargon wurden die Tötungen durch eine Spritze mit Phenol direkt ins Herz „Abspritzen“ genannt.

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