Magda Szabo

Szabo GS 149

Magda Szabo, geb. Guttmann, 1919 in Eger/Ungarn geboren, wurde Anfang Mai 1944 von ihrem Wohnort Odorhei/Oberbellen in die siebenbürgische Stadt Tîrgu Mures/Marosvásárhely verbracht und dort ghettoisiert. Ende Mai 1944 wurde sie zusammen mit ihren Eltern, ihrer Schwägerin und deren zweijährigem Kind nach Auschwitz deportiert. Szabos Eltern, ihre Schwägerin und das Kind wurden sofort nach ihrer Ankunft vergast, Magda Szabo hingegen selektierten die SS-Ärzte, die ihren sogenannten Rampendienst versahen, als „arbeitsfähig“ für das Lager. Unter den SS-Führern, die auf der Rampe die Entscheidung über Leben und Tod der Deportierten trafen, befand sich der SS-Apotheker und spätere Angeklagte Dr. Victor Capesius. Szabo kam zunächst unregistriert in den Lagerabschnitt BIIc, erst nach einigen Wochen wurde sie als Nummer A-11.937 in die Häftlingskartei aufgenommen und im Arbeitskommando Lagerküche von Abschnitt BIIc eingesetzt. Anfang Januar 1945 überstellte die SS Magda Szabo in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort wurde sie Mitte April 1945 von der britischen Armee befreit.

Zur Zeit ihrer Vernehmung im August 1964 war die Zeugin Magda Szabo 45 Jahre alt und lebte als Lehrerin in Sighisoara/Rumänien.

Hörbeispiel:

Und ich war mit meiner Schwägerin, ein kleines Kind von zwei Jahren hat sie gehabt. Ich habe es zu mir genommen, weil sie noch jünger und schwacher war. Und als wir dort in der Reihe waren, ist ein Häftling zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob das Kind mir gehört. Habe ich gesagt, nein. Hat er gesagt: „Geben sie es Ihrer Mutter.“ Und ich habe noch zu meiner Mutter gesagt: „Mutter, sage, dass du alt bist. Vielleicht wirst du dort bleiben, wenn du älter bist, dass du sollst für die Kinder sorgen, bis die Schwägerin zur Arbeit geht.“ Und ich habe auch das gesagt, weil dieser Offizier, der SS-Offizier, der dort war, so schön gesprochen hat und sogar auch ungarisch gesprochen hat, habe ich gesagt: „Oh, Mama, wie gut wäre, du sollst dort mit den Kindern sein. Sage, dass du alt bist.“ Und ich war von die Reihe hinausgezogen und nie mehr sie gesehen.
(81. Verhandlungstag, 24.8.1964)

Erläuterung:

Im Mai 1944 wurde die „Neue Rampe“ in Birkenau fertiggestellt. Auf der 10 Meter breiten Plattform mussten sich die deportierten Juden nach Geschlechtern getrennt in Fünferreihen aufstellen. Neben dem SS-Personal, das die Bewachung durchführte und die Selektion vornahm, waren auf der Rampe Häftlinge des Kommandos „Kanada“ bzw. des Aufräumungskommandos tätig. Sie halfen den Deportierten beim Aussteigen, holten die Kranken und Toten aus den Waggons, luden das Gepäck aus und transportierten es ab. Frauen mit Kindern, auch wenn sie in den Augen der selektierenden SS jung, gesund und arbeitsfähig waren, wurden oftmals auf die Seite derjenigen geschickt, die sofort in die Gaskammern gebracht wurden. Während die SS-Leute die Deportierten irreführten und Alten und Kranken sowie Müttern mit ihren Kindern vortäuschten, sie kämen zur Erholung in ein besonderes Schonungslager, warnten manchmal Mitglieder des Häftlingskommandos unter Lebensgefahr die auf der Rampe stehenden Menschen. Sie rieten ihnen, sich als gesund und arbeitsfähig zu präsentieren, das von der SS gewünschte Alter anzugeben, einen im Lager gefragten Beruf zu nennen. So gelang es manchmal mutigen und hilfsbereiten Häftlingen, junge Frauen vor dem unmittelbaren Tod zu bewahren.

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