Maria Swiderska-Swieratowa

Swiderska GS 130

Maria Swiderska-Swieratowa, 1905 in Zagórzany (heute Polen) geboren, wurde im September 1942 wegen Widerstandstätigkeit von der Gestapo verhaftet, Anfang Januar 1943 nach Auschwitz verbracht und als Häftling Nummer 28.019 registriert. Swiderska-Swieratowa kam ins Frauenkonzentrationslager in Birkenau (BIa) und wurde Häftlingsschreiberin in der Politischen Abteilung, Referat Aufnahme. Sie hatte alle weiblichen „Zugänge“ zu registrieren, die neu ins Lager eingewiesenen Frauen in die Häftlingsregistratur aufzunehmen. Bei der Auflösung des Lagers Auschwitz ging Swiderska-Swieratowa wie circa 60.000 Häftlinge von Auschwitz auf den Todesmarsch. Ihr gelang am 21.1.1945 in der Nähe von Loslau/Wodzislaw Slaski (in Oberschlesien) die Flucht.

Zur Zeit ihrer Vernehmung im Mai 1964 war die Zeugin Maria Swiderska-Swieratowa 59 Jahre alt und lebte als Übersetzerin in Warschau/Polen.

Hörbeispiel:

Zeugin Maria Swiderska-Swieratowa:
Wiec Edith, poniewaz wiedziala, ze starzy, ona juz byla dlugo, z jednych z pierwszych transportów. Wiedziala, ze starzy ludzie ida prosto do komory gazowej. Wiedziala, ze matki z malymi dziecmi na reku równiez ida prosto do komory gazowej, wiec zaczela na migi pokazywac tej siostrze, troche wolala, ale oczywiscie byla ostrozna, zeby nie zwrócil nikt uwagi, ze ona z lagru cos wola. Na migi siostrze pokazywala, zeby oddala dziecko babce.
Dolmetscherin Kapkajew:
Edith, die schon längere Zeit im Lager war und genau wusste, dass die alten Menschen ins Gas kommen, dass die Frauen mit kleinen Kindern auch vergast werden, sie versuchte so in Fingersprache, sie rief auch etwas, aber sehr vorsichtig, dass es nicht auffällt. Sie versuchte die Schwester darauf aufmerksam zu machen, sie soll das Kind der Großmutter geben.
Zeugin Maria Swiderska-Swieratowa:
Ona wiedziala, ze babka tak czy tak nie bedzie uratowana. Dziecko tez nie.
Dolmetscherin Kapkajew:
Sie wusste, dass die Großmutter sowieso nicht gerettet werden kann. Auch das Kind nicht.
Zeugin Maria Swiderska-Swieratowa:
I dlatego chciala ratowac przynajmniej siostre.
Dolmetscherin Kapkajew:
Und darum wollte sie wenigstens die Schwester retten.
(49. Verhandlungstag, 25.5.1964)

Erläuterung:

Auf der Rampe wurden die deportierten Juden zunächst in zwei Kolonnen aufgeteilt: Männer und männliche Jugendliche einerseits, Frauen und Kinder anderseits. Die Selektionen gingen in der Regel so vor sich, dass zuerst die Kolonne der Frauen mit Kindern auf die Kommission der SS-Führer vorrückte, die die „Auswahl“ durchführten. Junge Frauen, die ein Kind bei sich trugen oder an der Hand führten, wurden manchmal von Angehörigen des auf der Rampe tätigen Häftlingskommandos, in seltenen Fällen von SS-Angehörigen, aufgefordert, das Kind oder die Kinder älteren Familienangehörigen zu geben. Ohne Kind hatte eine junge Frau in den Augen der Häftlinge die „Chance“, ins Lager eingewiesen, nicht unmittelbar nach der Ankunft ermordet zu werden. Ahnungslos gaben Mütter ihre Kinder ab und erfuhren wenige Stunden später die grausame Wahrheit über den Tod der Angehörigen. Auf der Rampe ereignete es sich auch, dass Mütter sich weigerten, ihre Kinder zu verlassen und auf die Seite der „arbeitsfähigen“ Frauen zu gehen. Manche ahnten, wenige wussten, was ihnen bevorstand – und sie gingen mit ihren Kindern zusammen ins Gas.

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