Hermann Reineck

Reineck GS 097

Hermann Reineck, 1919 in Österreich geboren, wurde im Januar 1941 als Angehöriger der Wehrmacht verhaftet und in Wien vor den Volksgerichtshof gestellt und des Hochverrats angeklagt. Er wurde zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Strafe kam er aber nicht frei, sondern wurde im September 1942 nach Auschwitz verbracht und als Häftling Nummer 63.387 registriert. Als politischer, reichsdeutscher Häftling wurde Reineck nicht tätowiert und arbeitete im Häftlingskrankenbau von Auschwitz I (Stammlager) als Schreiber, später als Blockältester. Anfang November 1944 wurde Reineck aus dem Lager entlassen und zusammen mit anderen reichsdeutschen Häftlingen zur Einheit Dirlewanger eingezogen. Die SS-Sondereinheit Dirlewanger wurde Ende 1944 in Polen und der Slowakei eingesetzt. Reineck desertierte Ende November 1944, schlug sich nach Österreich durch und schloss sich einer Widerstandsgruppe an.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Hermann Reineck 45 Jahre alt und leitete in Wien eine Druckerei.

Hörbeispiel:

Ich habe den Klehr gesehen mit der Spritze in der Hand. Und in dem Raum links, gleich links, wenn man reingeht, dort steht er. Und die andere Tür war offen, und dort sind schon die toten Häftlinge gelegen. Ich hab gewusst, dass solche Sachen gemacht werden. Aber der Anblick als solcher, und das momentane Erlebnis, das ist so eine Schockwirkung gewesen. Und Klehr sieht mich und blökt mich an: „Na, was willst du hier!“ und „Schau, dass du rauskommst, sonst kommst du auch gleich mit!“ und so.
(52. Verhandlungstag, 5.6.1964)

Erläuterung:

In Block 20 in Auschwitz I (Stammlager), einem sogenannten Krankenbau, ermordete der Sanitätsdienstgrad Josef Klehr, Angeklagter im Prozess, Häftlinge, indem er ihnen eine Säure (Phenol) direkt ins Herz spritzte. Klehr hatte im Erdgeschoss von Block 20, unmittelbar links vom Haupteingang, ein „Behandlungszimmer“, in dem er die Tötungen vornahm. Zwei Funktionshäftlinge mussten die Ermordeten in den dem „Behandlungszimmer“ gegenüber liegenden „Waschraum“ schleifen, in dem die Leichen aufgestapelt wurden. Waren die Tötungen beendet, holte das Leichenträgerkommando die Toten mit Rollwagen ab und brachte sie in das „Kleine Krematorium“ (Krematorium I) im Stammlager. Klehr, obwohl ein niedriger Dienstgrad (SS-Oberscharführer) und in einer vergleichsweise untergeordneten Dienststellung tätig, war Herr über Leben und Tod. Er konnte aus reiner Willkür Häftlinge aussuchen und töten.

back zurück