Viktor Lederer

Lederer GS 082

Viktor Lederer, geboren 1905 in Eger (heute Tschechoslowakei), wurde in Dresden aus politischen Gründen zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und im April 1943 aus der Haftanstalt in Bayreuth nach Auschwitz verbracht. Als politischer Häftling Nummer 118.331 registriert, kam Lederer in ein schweres Arbeitskommando. Wegen einer Verletzung musste er längere Zeit im Häftlingskrankenbau bleiben und wurde danach dem Kommando Schädlingsbekämpfung bei der Dienststelle SS-Sturmbannführer Alfred Pflaum zugeteilt. Später war er Blockschreiber in Auschwitz I (Stammlager). Er überlebte den Todesmarsch von Auschwitz und wurde Anfang 1945 in andere Lager verschleppt.

Zur Zeit seiner Aussage war der Zeuge Viktor Lederer 59 Jahre alt und arbeitete als Beamter in Prag/Tschechoslowakei.

Hörbeispiel:

Wir hatten eine Abwehrbewegung im Lager. Eine Abwehrbewegung, die dazu gedient hat, unser Leben zu schützen. Wir wussten, dass der Krieg langsam, aber sicher zu Ende geht, und wir mussten nun damit rechnen, dass wir liquidiert werden. Wir haben alles getan, dass wir irgendwie unseren Kameraden und unseren Freunden helfen. Dass wir ihnen, soweit wir Brot zur Verfügung hatten, Brot gaben, aus den Paketen und so weiter. Unsere Bewegung war hauptsächlich auf Solidarität eingestellt. Sie war natürlich auch eingestellt auf aktiven antifaschistischen Kampf. Es ist wichtig zu sehen, dass wir Häftlinge der verschiedensten Nationen, und wir waren da die verschiedensten Nationen und die verschiedensten Religionen ... also eine Abwehrbewegung zusammenkam, unter diesen schrecklichen Bedingungen, die, sagen wir mal, auf einer wirklich europäischen, internationalen Grundlage geführt war.
(108. Verhandlungstag, 5.11.1964)

Erläuterung:

Lederer, der in Freiheit gegen die Nazis tätig gewesen war und als politischer Häftling nach Auschwitz kam, gehörte der Lagerwiderstandsbewegung an. Widerstand in Auschwitz bedeutete vor allem, sich um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Häftlinge zu bemühen, willkürliche Tötungen durch SS-Angehörige, zum Beispiel das sogenannte Abspritzen von kranken Häftlingen, zu bekämpfen, Kontakte mit der Außenwelt aufzunehmen und Fluchten vorzubereiten. In der zweiten Jahreshälfte 1944 verbreitete sich unter den Häftlingen die Angst, das Lager samt seinen Insassen würde beim Näherrücken der Roten Armee zerstört, vernichtet werden. Gegen das Vorhaben der SS versuchten die Mitglieder des Lagerwiderstands vorbeugende Maßnahmen zu treffen.

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