Hermann Langbein

Langbein GS 079

Hermann Langbein, 1912 in Wien geboren, trat 1933 der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bei, floh nach dem „Anschluss“ seines Heimatlandes an Nazi-Deutschland (März 1938) nach Spanien und schloss sich dort den Internationalen Brigaden an, um die spanische Republik gegen die Putschisten unter der Führung von General Francisco Franco zu verteidigen. Anfang 1939 flüchtete Langbein vor den siegreichen Truppen Francos nach Frankreich, wurde verhaftet und bis April 1941 in verschiedenen Lagern in Südfrankreich interniert. Nach einem Rückkehrangebot deutscher Stellen und einer Weisung der KPÖ verließen Langbein und andere deutsche und österreichische Interbrigadisten Frankreich und wurden an der Grenze der deutschen Polizei übergeben. Statt wie versprochen die Freiheit zu erlangen, wurden die „Heimkehrer“ ins KZ Dachau (bei München) verbracht. Die SS überstellte Langbein im August 1942 nach Auschwitz. Dort wurde er als Häftling Nummer 60.355 registriert und Schreiber beim Chef der Auschwitzer SS-Ärzte, beim sogenannten SS-Standortarzt, Dr. Eduard Wirths. Langbein gründete zusammen mit polnischen und österreichischen Häftlingen die „Kampfgruppe Auschwitz“, eine Lagerwiderstandsorganisation.

Zur Zeit seiner Aussage im März 1964 war der Zeuge Hermann Langbein 51 Jahre alt und lebte als Schriftsteller in Wien.

Buchpublikationen:

  • Hermann Langbein: Die Stärkeren. Ein Bericht. Wien: Stern Verlag, 1949, 215 S.; und unter dem Titel: Die Stärkeren. Ein Bericht aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern. 2., überarb. Aufl. Köln: Bund Verlag, 1982, 292 S.
  • Hermann Langbein: ...wir haben es getan. Selbstporträts in Tagebüchern und Briefen 1939–1945. Wien, Köln, Stuttgart, Zürich: Europa Verlag, 1964, 136 S.
  • Hermann Langbein: Der Auschwitz-Prozess. Eine Dokumentation. 2 Bde. Wien, Frankfurt am Main, Zürich: Europa Verlag, 1965, 1027 S.; und Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1965, 1027 S.; Neuauflage: Frankfurt am Main: Verlag Neue Kritik, 1995.
  • Langbein, Hermann: Auschwitz und die junge Generation. Wien, Frankfurt am Main, Zürich: Europa Verlag, 1967, 56 S.
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Wien: Europa Verlag, 1972, 607 S.; Frankfurt am Main, Berlin, Wien: Ullstein Verlag, 1980, 607 S. (Ullstein Taschenbuch 33014); Wien: Europa Verlag, 1987, 607 S. (Paperbackausg.); Wien: Europa Verlag, 1995, 800 S.

Hörbeispiel:

Im Zigeunerlager kamen auch Kinder zur Welt. [...] Aber was ich dort gesehen habe, das war schlimmer als alles andere. Ich habe Frauen gesehen ... die glücklichsten waren die – es waren einzelne darunter –, die wahnsinnig geworden sind. Ich habe kleine Kinder gesehen, Neugeborene ... die einzige Sorge, die ihnen zuteilwurde, war die, dass sie sofort die Häftlingsnummer tätowiert bekamen mit einem „Z“. Und zwar bekamen die die Häftlingsnummer in den Oberschenkel, weil der Unterarm eines Säuglings zu klein war dafür. Und ich habe dann die Leichenkammer gesehen, die anschließend hinten bei dem Block war, und dort war ein Berg von Leichen, Kinderleichen, und dazwischen waren die Ratten.
(24. Verhandlungstag, 6.3.1964)

Erläuterung:

Im Vernichtungslager Birkenau wurde Ende Februar 1943 ein Lager für Sinti und Roma eingerichtet. Über 20.000 sogenannte Zigeuner – Männer, Frauen und Kinder – wurden in überfüllten Baracken unter schlimmsten Bedingungen im Lagerabschnitt BIIe untergebracht. Für die Sinti und Roma wurde von der Lagerleitung eine neue Nummernserie zur Registrierung eingeführt. In den sogenannten Hauptbüchern für Männer und Frauen des „Zigeunerlagers“ registrierte die SS von Ende Februar 1943 bis Juli 1944 insgesamt 10.094 männliche und 10.827 weibliche „Zigeuner“. Den Häftlingsnummern wurde der Buchstabe „Z“ vorangestellt. Im „Zigeunerlager“ verstarben Tausende Menschen an Hunger und Krankheiten. Anfang August 1944 wurde das Lager aufgelöst, und annähernd 3.000 Sinti und Roma wurden in den Gaskammern ermordet.

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