Jósef Kral

Kral ap 041

Józef Kral, 1910 in Wartoglowiec (heute Polen) geboren, wurde im Februar 1940 in Wien von der Gestapo verhaftet, Ende Juni 1941 nach Auschwitz transportiert und als Nummer 17.401 registriert. Kral kam in die Strafkompanie, die in Block 11 von Auschwitz I (Stammlager) untergebracht war. Die Häftlinge der Strafkompanie hatten in der außerhalb des Lagers gelegenen Kiesgrube und bei der Aushebung von Baugruben für den Neubau von Häftlingsblöcken zu arbeiten. Drei Monate war Kral in der Strafkompanie. Sodann teilte ihn die SS dem Kommando Neubau zu, in dem er Oberkapo wurde. Im Dezember 1942 verhaftete die Lagergestapo Kral, den sie verdächtigte, einer Widerstandsorganisation anzugehören. Kral kam nach Block 11 und wurde in eine Stehzelle gesperrt. Durch wiederholte Verhöre, bei denen Kral geschlagen und gequält wurde, wollte die SS von ihm Angaben über widerständige Häftlinge erpressen. Mitte 1943 wurde er aus dem Lager entlassen, aber zur Arbeit bei der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz zwangsverpflichtet.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Mai 1964 war der Zeuge Józef Kral 54 Jahre alt und lebte als Architekt in Krakau/Polen.

Hörbeispiel:

Zeuge Józef Kral:
Nastepnie w tej kompani karnej byl jeden wiezien, taki „silacz“, nazywano go Izaakiem.
Dolmetscherin Kapkajew:
Dann war in dieser Strafkompanie ein Häftling, man nannte ihn Isaak. [...] Er war ein sehr starker Mensch.
Zeuge Józef Kral:
I jemu kazali nastepnie tych plywajacych wiezniów
topic pod woda.
Dolmetscherin Kapkajew:
Man befahl ihm, diesem starken Mann namens Isaak, die Häftlinge im Wasser zu ertränken.
Zeuge Józef Kral:
Utopiono kilka wiezniów w ten sposób.
Dolmetscherin Kapkajew:
Auf diese Weise haben einige Häftlinge den Tod durch Ertrinken erlitten.
Zeuge Józef Kral:
Nastepnie kazano jemu, poniewaz ten czlowiek byl razem z ojcem,
Dolmetscherin Kapkajew:
Schließlich befahl man ihm, weil er mit seinem Vater zusammen war
Zeuge Józef Kral:
Swojego ojca utopic.
Dolmetscherin Kapkajew:
Seinen eigenen Vater zu ertränken.
Zeuge Józef Kral:
Isaak, topiac swojego ojca, zwariowal. Zaczal krzyczec.
Dolmetscherin Kapkajew:
Isaak, während er seinen Vater ertränkte, wurde wahnsinnig und fing an zu schreien.
Zeuge Józef Kral:
Wtenczas Stark zastrzelil tego Izaaka.
Dolmetscherin Kapkajew:
Und da hat Stark diesen Isaak erschossen.
(46./47. Verhandlungstag, 15./21.5.1964)

Erläuterung:

In Auschwitz I (Stammlager) wurden 1941 acht Blöcke (Block 4 bis 7, 15 bis 18) neu gebaut. Da der Grundwasserspiegel in dem Lagergelände sehr hoch war, sammelte sich in den Baugruben Grundwasser. Das Ausheben der Baugruben hatten die Häftlinge durchzuführen, die der sogenannten Strafkompanie angehörten. In die Strafkompanie wurden Häftlinge überstellt, die die Lager-SS möglichst schnell liquidieren wollte oder die sich in den Augen der SS gegen die „Lagerordnung“ vergangen hatten. Die Strafkompanie hatte meist schwerste Arbeiten zu verrichten, die Sterblichkeit in dem mörderischen Kommando war entsprechend groß.

Der Angeklagte Stark, der eine Gruppe von Zivilisten durch das Lager führte, störte sich am Verhalten der Strafkompanie. Die Häftlinge waren auf die Zivilisten aufmerksam geworden und hatten von der Arbeit in der Baugrube zu den Zivilpersonen geschaut, die von Stark begleitet wurden. Stark störte sich am Verhalten der Häftlinge und bestrafte sie, indem er den Häftling Isaak zwang, seine Kameraden, am Ende seinen eigenen Vater, zu ermorden.

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