Erna Krafft

Krafft GS 286

Erna Krafft (geb. Kempermann), 1906 in Dortmund geboren, wurde Mitte 1940 von der Gestapo verhaftet. Krafft hatte auf dem Dortmunder Arbeitsamt den befohlenen Einsatz in einem Rüstungsbetrieb abgelehnt. Nach dreimonatiger Polizeihaft wurde sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (nördlich von Berlin) als sogenannte Asoziale verbracht und erhielt zur Kennzeichnung den Schwarzen Winkel. Ende März 1942 wurde in den Blöcken 1 bis 10 des Stammlagers (Auschwitz I) ein Frauenkonzentrationslager eingerichtet, das bis Mitte 1942 dem KZ Ravensbrück unterstellt war. Die ersten Häftlingsfrauen waren 999 Häftlinge aus Ravensbrück, zu denen auch Erna Krafft gehörte. Sie erhielt in Auschwitz die Nummer 279 und war als Schreiberin in der Aufnahme der Politischen Abteilung, ab August 1942 in der Häftlingsschreibstube im Frauenkonzentrationslager in Birkenau (BIa) tätig. Krafft hatte das sogenannte Hauptbuch der Frauen zu führen. Ende 1943 wurde Krafft aus dem Lager formal entlassen, musste aber in dem von der SS gegründeten „Amtsbezirk“ Auschwitz, dem der Lagerkommandant als ein Amtskommissar vorstand, arbeiten.

Zur Zeit ihrer Vernehmung im November 1964 war die Zeugin Erna Krafft 58 Jahre alt und lebte als Rentnerin in Aurich/Ostfriesland.

Hörbeispiel:

Ich hatte nun die Häftlingsschreibstube, und bei mir arbeiteten Jüdinnen. Und es wurden doch jeden Tag Selektionen gemacht, und die Ankommenden wurden auch wieder bei uns registriert. Und ich habe dann sehr viel mehr Häftlingskarteikarten verschwinden lassen. Und so entstand ein ziemliches Durcheinander, weil damals ja noch nicht tätowiert wurde. Und so gab es lebende Tote und tote Lebende im Lager. Das führte dazu, dass der Zählappell nie stimmte. Und zwar weder der Morgen- noch der Abendappell. Und dann kam man dann darauf, dass ich diesen Wirrwarr hervorgerufen haben musste, um irgendwelchen jüdischen Häftlingen zu helfen.
(107. Verhandlungstag, 2.11.1964)

Erläuterung:

In Auschwitz wurden von den „Zugänge“ genannten, neu eingelieferten Häftlingen die Personalien zunächst in Karteikarten notiert. Die Angaben auf den Karteikarten wurden sodann in der Schreibstube der „Aufnahme“ (ein Teil der Politischen Abteilung) ins Hauptbuch der Männer bzw. der Frauen eingetragen. Verstarb ein Häftling, wurde sein Tod im Hauptbuch vermerkt. Geführt wurde eine sogenannte Kartei der Lebenden und eine Kartei der Toten („Lebenden- und Totenregistratur“).

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