Stanislaw Glowa

Glowa GS 188

Stanislaw Glowa, 1898 in Igolomia (heute Polen) geboren, wurde wegen politischer Untergrundtätigkeit im Juli 1940 in Krakau verhaftet und saß im berüchtigten Gefängnis Montelupich ein. Mitte August 1941 wurde er nach Auschwitz transportiert und als Häftling Nummer 20.017 registriert. Glowa war kurze Zeit in einem Landwirtschaftskommando im Nebenlager Babitz tätig und wurde dann Häftlingspfleger im Krankenbau Block 20 in Auschwitz I (Stammlager). Ende August 1944 transportierte die SS Glowa in das Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Berlin). Während des Evakuierungstransports aus dem Lager Sachsenhausen wurde er am 3. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Stanislaw Glowa 65 Jahre alt und arbeitete als höherer Verwaltungsangestellter in Krakau/Polen.

Hörbeispiel:

Zeuge Stanislaw Glowa:
Na przelomie 41 roku na 42 z waznych dla mnie wydarzen. To pierwsze, czy moze [kolejne] próby gazowania na bloku 11.
Dolmetscherin Kapkajew:
Ja, Ende 1941 und Anfang 42 geschahen eins oder zwei solche Fälle, die einen besonders starken Eindruck auf mich gemacht haben, und zwar waren das die ersten Probevergasungen auf dem Block 11.
Zeuge Stanislaw Glowa:
Byli to cho rzy „muzulmanie“ i czesc [wsród] nich jenców radzieckich, w ilosci kilkuset osób.
Dolmetscherin Kapkajew:
Teilweise waren das kranke „Muselmänner“ und auch sowjetische Kriegsgefangene. Alle zusammen waren es einige Hunderte, die vergast wurden.
Zeuge Stanislaw Glowa:
Bralem przy tym bezposredni udzial z grupa kolegów.
Dolmetscherin Kapkajew:
Ich nahm daran einen unmittelbaren Teil mit der Gruppe von meinen Kameraden.
Zeuge Stanislaw Glowa:
Przy wyciaganiu juz cial z przewietrzonego bunkra
Dolmetscherin Kapkajew:
Und zwar weil wir die Leichen dieser Getöteten, Vergasten aus dem bereits entlüfteten Bunker herausholen mussten.
Zeuge Stanislaw Glowa:
Trupy nie lezaly, ale staly wszystkie, tak byly scisniete.
Dolmetscherin Kapkajew:
Die Leichen lagen nicht, die standen alle, weil sie dermaßen zusammengepresst waren.
Zeuge Stanislaw Glowa:
Ladowalismy na wozy.
Dolmetscherin Kapkajew:
Wir verluden sie auf die Wagen
Zeuge Stanislaw Glowa:
I przewozili do rowów wykopanych na Brzezince.
Dolmetscherin Kapkajew:
Und brachten sie in die Gräben, die bereits in Birkenau ausgehoben waren.
(54. Verhandlungstag, 11.6.1964)

Erläuterung:

Anfang September 1941 „probierte“ die SS aus, ob Menschen mit dem im Lager zur „Entwesung“ von Räumen und zur Desinfektion von Kleidung vorhandenen Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B getötet werden können. Welche Gründe die SS hatte, nach einem effektiven Mordmittel zu suchen, ist in der Auschwitz- und Holocaust-Forschung umstritten. Erschießungen an der sogenannten Schwarzen Wand (Auschwitz I/Stammlager) und Giftspritzen ins Herz waren bis September 1941 die Methode, Häftlinge in größerer Zahl zu töten. Nun „experimentierte“ die SS mit Zyklon B. In die im Kellergeschoss von Block 11 (Auschwitz I/Stammlager) befindlichen Arrestzellen wurden Anfang September 1941 600 sowjetische Kriegsgefangene und 250 kranke Häftlinge aus dem Krankenbau gepfercht. Die SS dichtete die Kellerfenster und die Türen zum Untergeschoss ab und warf Zyklon B in die Räume. Nach Angaben von Häftlingen, die die „Probevergasung“ beobachteten, musste am darauf folgenden Tag nochmals Zyklon B in die Kellerräume geschüttet werden, weil noch nicht alle Menschen tot waren. Die „Probevergasung“ in Block 11 erwies sich als zu aufwendig. Deshalb wurden weitere Vergasungen in dem ursprünglich als „Leichenhalle“ genutzten Raum neben den Verbrennungsöfen in Krematorium I (Auschwitz I/Stammlager) durchgeführt. Das Ergebnis war, dass die SS nunmehr eine Methode und ein Mittel gefunden hatte, massenweise Menschen zu töten. Anfang/Frühjahr 1942 wurden zwei nahe dem Lager Birkenau gelegene Bauernhäuser in Vergasungsstätten umgebaut. Die „Bunker Nr. 1“ oder „Rotes Haus“ genannte Mordstätte hatte zwei Gaskammern und eine Tötungskapazität von 800 Opfern, die als „Bunker Nr. 2“ oder „Weißes Haus“ bezeichnete Tötungseinrichtung wies vier Gaskammern mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Opfern auf. In Birkenau gab es bis März 1943 keine Krematorien. Die Leichen der ermordeten Juden wurden zunächst in Massengräbern verscharrt, später in Gruben verbrannt, die unmittelbar in der Nähe der Gaskammern ausgehoben worden waren. Die Häftlinge des „Sonderkommandos“, die die Leichen aus den Gaskammern von „Bunker Nr. 1“ und „Bunker Nr. 2“ zu holen hatten, transportierten die Ermordeten auf einer Schmalspurbahn mit Loren zu den Verbrennungsgruben.

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