Ota Fabián

Fabian GS 059

Ota Fabián, 1914 in Bransouze (heute Tschechien) geboren, wurde im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert und mit der Häftlingsnummer 71.072 gekennzeichnet. Er kam in das Nebenlager Buna/Monowitz, das Ende Oktober 1942 auf dem Firmengelände des Chemiekonzerns IG Farbenindustrie AG für die Häftlinge von Auschwitz, die für die IG Farben Sklavenarbeit leisten mussten, gegründet worden war. Ende November 1943 kam Fabián nach Auschwitz I (Stammlager) zurück und war bis zur Auflösung des Lagers im Januar 1945 im Kommando Leichenträger tätig. Fabián überlebte den Todesmarsch von Auschwitz in den 60 Kilometer entfernten Ort Loslau/Wodzislaw Slaski (Oberschlesien), kam auf Transport in das Konzentrationslager Mauthausen (bei Linz/Österreich) und von dort in die beiden Nebenlager Melk und Ebensee. Dort wurde er am 7. Mai 1945 von der amerikanischen Armee befreit.

Zur Zeit seiner Vernehmung im November 1964 war der Zeuge Ota Fabián 50 Jahre alt und arbeitete als Schlosser in Prag/Tschechoslowakei.

Hörbeispiel:

Zeuge Ota Fabián:
Nezapomenu na pohled, který jsem videl v krematoriu.
Dolmetscher Benesch:
Ich vergesse niemals den Anblick, den ich im Krematorium gesehen habe.
Zeuge Ota Fabián:
Jednou jsme tam dojeli
Dolmetscher Benesch:
Wir kamen einmal dorthin.
Zeuge Ota Fabián:
A tam v té velké místnosti,
Dolmetscher Benesch:
Und in diesem großen Raum dort
Zeuge Ota Fabián:
Tam byli zaplynovaní.
Dolmetscher Benesch:
Dort waren Vergaste.
Zeuge Ota Fabián:
Ti kleceli.
Dolmetscher Benesch:
Sie knieten.
Zeuge Ota Fabián:
Hlavu meli na nohou druhého.
Dolmetscher Benesch:
Den Kopf hatten sie an den Füßen des anderen.
Zeuge Ota Fabián:
Nevím, jestli byli tak zaplynovaní, nebo jestli je tam ti, co pracovali v krematoriu, museli tak uložit.
Dolmetscher Benesch:
Ich weiß nicht, ob sie so vergast worden sind oder ob die, die im Krematorium arbeiteten, sie so hinlegen mussten.
Zeuge Ota Fabián:
Ale na ten pohled nezapomenu.
Dolmetscher Benesch:
Aber diesen Anblick kann ich nicht vergessen.
Zeuge Ota Fabián:
Potom jsem tam videl zaplynované, ti stáli. Byli tak namackaní, že se nemohli svalit.
Dolmetscher Benesch:
Und dann sah ich Vergaste, die standen, weil sie so eng aneinandergepresst waren, dass sie nicht umfallen konnten.
Zeuge Ota Fabián:
Byli vysvlecení.
Dolmetscher Benesch:
Sie waren entkleidet.
(109. Verhandlungstag,6.11.1964)

Erläuterung:

Im August 1940 wurde in Auschwitz I (Stammlager) der erste Verbrennungsofen installiert. In dem Gebäude, Krematorium I genannt, befand sich auch ein Raum, der als „Leichenhalle“ genutzt wurde. Als sich im September/Oktober 1941 erste „Probevergasungen“ mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B als „erfolgreich“ erwiesen, wurde die Leichenhalle von Krematorium I zu einer Gaskammer umgewandelt. Die SS baute eine gasdichte Tür ein und brachte auf dem Flachdach der Leichenhalle Öffnungen an, Einfüllstutzen, durch die das Zyklon B in den Raum geschüttet werden konnte. Seit Anfang 1942 stieg die Zahl der Transporte nach Auschwitz. Die Lagerleitung, die den Massenmord durchzuführen hatte, musste die Vernichtungskapazität steigern. Zwei Bauernhäuser in der Nähe des Lagers Birkenau, das seit Oktober 1941 gebaut wurde, wandelte die SS in Vergasungsanlagen um. Die „Bunker Nr. 1“ oder „Rotes Haus“ genannte Mordstätte hatte zwei Gaskammern, die 800 Opfer fassen konnten. Die „Bunker Nr. 2“ oder „Weißes Haus“ genannte Vergasungsanlage wies vier Gaskammern mit einem Fassungsvermögen von 1.200 Menschen auf. In der Nähe der Vergasungsstätten wurden Baracken errichtet, in denen sich die Opfer auskleiden mussten. Der Zeuge Ota Fabián erlebte die Morde ausschließlich in Auschwitz I (Stammlager). Er schildert in seiner Aussage Beobachtungen in der Gaskammer von Krematorium I.

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