Milton Buki

Buki GS 167

Milton Buki, 1909 in Drobin (heute Polen) geboren, wurde Mitte Dezember 1942 mit seiner gesamten Familie aus dem Ghetto Mlawa/Wojewodschaft Warschau nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dem „Sonderkommando“ zugeteilt. Er wurde als Häftling Nummer 80.312 registriert. Aufgabe des Birkenauer „Sonderkommandos“ war zu diesem Zeitpunkt die Entfernung der vergasten Menschen aus den Vergasungsanlagen „Bunker Nr. 1“ und „Bunker Nr. 2“. Hierbei handelte es sich um zwei umgebaute Bauernhäuser, in denen Gaskammern installiert worden waren. Weiter hatte das „Sonderkommando“ die Leichen in Gruben zu verbrennen. Die Leichen wurden auf Loren von den Gaskammern zu den Verbrennungsgruben gefahren. Seit Sommer 1943 arbeitete Buki in den Krematorien II und III in Birkenau. Im Januar 1945 wurde Buki auf den Todesmarsch von Auschwitz nach Loslau/Wodzislaw Slaski, 60 Kilometer westlich von Auschwitz gelegen, gezwungen. Er überlebte und konnte in der Nähe der Stadt Prerov/Prerau (östlich von Brno/Brünn) aus einem Transport ins KZ Mauthausen (bei Linz/Österreich) fliehen. Bis zu seiner Befreiung im Mai 1945 lebte Buki im Versteck.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Januar 1965 war der Zeuge Milton Buki 55 Jahre alt und lebte als Kaufmann in Los Angeles/USA.

Hörbeispiel:

Wir haben den Aufstand organisiert, und der Aufstand [hätte] in dem ganzen Lager zusammen sein sollen. Und nachher ist das Lager zurückgetreten. Es war ein Tag bestimmt, den Aufstand zu machen, und an diesem Tage kam die Verstärkung von der SS, es waren Transporte. Und wir hatten ausgerechnet, den Aufstand an einem Tag zu machen, wenn nicht so viel SS in Auschwitz ist, in Birkenau natürlich. Und an dem Tag, [als mehr SS kam, ist] das Lager zurückgetreten. Aber wir haben das Datum [eingehalten], und wir haben den Aufstand gemacht. Und unglücklicherweise [wurden] 200 Mann erschossen bei dem [...] vom „Sonderkommando“.
(127. Verhandlungstag, 14.1.1965)

Erläuterung:

Häftlinge des „Sonderkommandos“, die in den Krematorien arbeiten mussten, planten seit Frühjahr 1944 einen Aufstand. Der Lagerwiderstand in Auschwitz I (Stammlager) und in Birkenau, meist von nichtjüdischen, politischen Häftlingen geführt, nahm eine hinhaltende, abwartende Haltung ein, während die Organisatoren der Revolte im „Sonderkommando“ drängten, den Aufstand zu beginnen. Am 7. Oktober 1944 revoltierte das „Sonderkommando“ in den Krematorien II und IV. Die Aktion war weitgehend unorganisiert, so dass weder die „Sonderkommandos“ der beiden anderen Krematorien III und V noch die Widerstandsbewegung im Lager sich an dem Aufstand beteiligten. Die Aufständischen setzten das Krematorium IV in Brand und brachen aus dem umzäunten Krematorium II aus. Die Flüchtlinge wurden von der SS gestellt und bis auf den letzten Mann erschossen. Obgleich der Aufstand scheiterte, zeigte er – wie der Aufstand im Warschauer Ghetto (April 1943) und die Aufstände in den Vernichtungslagern Treblinka und Sobibór (August und Oktober 1943) –, dass es Juden während des Holocaust gab, die sich gegen ihre Mörder erhoben und kämpften.

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