Maria Swiderska-Swieratowa

Maria Świderska-Świeratowa, 1905 in Zagórzany (heute Polen) geboren, wurde im September 1942 wegen Widerstandstätigkeit von der GestapoGestapo
→ <Geheime Staatspolizei>
verhaftet, Anfang Januar 1943 nach Auschwitz verbracht und als Häftling Nummer 28.019 registriert. Świderska-Świeratowa kam ins FrauenkonzentrationslagerFrauenkonzentrationslager
Von März bis August 1942 gab es in den Blöcken 1 bis 10 des → Stammlagers ein Frauenkonzentrationslager, das bis Sommer 1942 dem Konzentrationslager Ravensbrück (nördlich von Berlin) unterstellt war. Im August 1942 wurden die weiblichen Häftlinge in den Lagerabschnitt BIa in Birkenau verlegt. BIa und ab Juli 1943 auch BIb bildeten das Frauenkonzentrationslager in Birkenau. Weibliche Häftlinge gab es auch in den Lagerabschnitten BIIb (→ Theresienstädter Familienlager) und BIIe (→ Zigeunerlager) sowie seit Sommer 1944 auch in BIIc (Durchgangslager für Jüdinnen aus Ungarn) und in BIII (→ „Mexiko“). Im Herbst 1944 wurden in Blöcken, die in der Nähe des Stammlagers (die sogenannte Lagererweiterung) erbaut worden waren, Häftlingsfrauen untergebracht.
in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
(BIa) und wurde Häftlingsschreiberin in der Politischen Abteilung, Referat AufnahmeAufnahme
Die gesamte Prozedur der Einweisung und Registrierung eines Häftlings in das Lager wurde „Aufnahme“ genannt. In der → Politischen Abteilung gab es ein Referat Aufnahme, in dem die Häftlingsakten geführt wurden.
. Sie hatte alle weiblichen „ZugängeZugänge
Neu ins Lager verbrachte Häftlinge wurden in der Sprache der → SS und des Lagers „Zugang“ bzw. „Zugänge“ genannt. Erfasst wurden die nach Auschwitz verschleppten Häftlinge in sogenannten Zugangslisten.
“ zu registrieren, die neu ins Lager eingewiesenen Frauen in die Häftlingsregistratur aufzunehmen. Bei der Auflösung des Lagers Auschwitz ging Świderska-Świeratowa wie circa 60.000 Häftlinge von Auschwitz auf den TodesmarschTodesmarsch
Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, beschloss die → SS, das Lager zu „evakuieren“, das heißt, die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen nach Westen zu treiben. Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der → SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben.
. Ihr gelang am 21.1.1945 in der Nähe von Loslau/Wodzisław Śląski (in Oberschlesien) die Flucht.
Zur Zeit ihrer Vernehmung im Mai 1964 war die Zeugin Maria Świderska-Świeratowa 59 Jahre alt und lebte als Übersetzerin in Warschau/Polen.

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Hörbeispiel:
Zeugin Maria Świderska-Świeratowa:
Więc Edith, ponieważ wiedziała, że starzy, ona już była długo, z jednych z pierwszych transportów. Wiedziała, że starzy ludzie idą prosto do komory gazowej. Wiedziała, że matki z małymi dziećmi na ręku również idą prosto do komory gazowej, więc zaczęła na migi pokazywać tej siostrze, trochę wołała, ale oczywiście była ostrożna, żeby nie zwrócił nikt uwagi, że ona z lagru coś woła. Na migi siostrze pokazywała, żeby oddała dziecko babce.
Dolmetscherin Kapkajew:
Edith, die schon längere Zeit im Lager war und genau wusste, dass die alten Menschen ins Gas kommen, dass die Frauen mit kleinen Kindern auch vergast werden, sie versuchte so in Fingersprache, sie rief auch etwas, aber sehr vorsichtig, dass es nicht auffällt. Sie versuchte die Schwester darauf aufmerksam zu machen, sie soll das Kind der Großmutter geben.
Zeugin Maria Świderska-Świeratowa:
Ona wiedziała, że babka tak czy tak nie będzie uratowana. Dziecko też nie.
Dolmetscherin Kapkajew:
Sie wusste, dass die Großmutter sowieso nicht gerettet werden kann. Auch das Kind nicht.
Zeugin Maria Świderska-Świeratowa:
I dlatego chciała ratować przynajmniej siostrę.
Dolmetscherin Kapkajew:
Und darum wollte sie wenigstens die Schwester retten.
(49. Verhandlungstag, 25.5.1964)

Erläuterung:

Auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
wurden die deportierten Juden zunächst in zwei Kolonnen aufgeteilt: Männer und männliche Jugendliche einerseits, Frauen und Kinder anderseits. Die SelektionenSelektionen
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
gingen in der Regel so vor sich, dass zuerst die Kolonne der Frauen mit Kindern auf die Kommission der SS-Führer vorrückte, die die „Auswahl“ durchführten. Junge Frauen, die ein Kind bei sich trugen oder an der Hand führten, wurden manchmal von Angehörigen des auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
tätigen Häftlingskommandos, in seltenen Fällen von SS-Angehörigen, aufgefordert, das Kind oder die Kinder älteren Familienangehörigen zu geben. Ohne Kind hatte eine junge Frau in den Augen der Häftlinge die „Chance“, ins Lager eingewiesen, nicht unmittelbar nach der Ankunft ermordet zu werden. Ahnungslos gaben Mütter ihre Kinder ab und erfuhren wenige Stunden später die grausame Wahrheit über den Tod der Angehörigen. Auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
ereignete es sich auch, dass Mütter sich weigerten, ihre Kinder zu verlassen und auf die Seite der „arbeitsfähigen“ Frauen zu gehen. Manche ahnten, wenige wussten, was ihnen bevorstand – und sie gingen mit ihren Kindern zusammen ins Gas.