Karl Lill

Karl Lill, 1908 in Altwohlau/Österreich-Ungarn geboren, wurde im November 1938 verhaftet, kurz nach der Besetzung des Sudetenland genannten, meist von Deutschen besiedelten Grenzgebiets der Tschechoslowakei. Er wurde in das KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).

Dachau (bei München) verbracht und im August 1942 nach Auschwitz überstellt. Dort erhielt er die HäftlingsnummerHäftlingsnummer
Die → SS gab jedem ins Lager verbrachten Häftling eine Lagernummer.
Folgende Nummernserien gab es in Auschwitz:
Männer:
Nummernserie 1 – 202.499 (Vergabezeitraum: Mai 1940 bis Januar 1945); Nummernserie A-1 – A-20.000 (Vergabezeitraum: Mai bis August 1944); Nummernserie B-1 – B-14.897 ((Vergabezeitraum: Juli bis Dezember 1944)
Frauen:
Nummernserie 1 – 89.325 (Vergabezeitraum: März 1942 bis November 1944); Nummernserie A-1 – A-29.354 (Vergabezeitraum: Mai bis November 1944)
Sinti/Roma („Zigeuner“):
Männer: Z-1 – 10.097
Frauen: Z-1 – 10.849
Sowjetische Kriegsgefangene:
RKG-1 – 11.957

60.356. Lill, ein politischer Häftling, wurde Schreiber im sogenannten SS-RevierSS-Revier
Das Krankenhaus, in dem SS-Personal medizinisch behandelt wurde, hieß SS-Revier. Es war unmittelbar neben der Umzäunung des Stammlagers (Auschwitz I) in einem großen Steingebäude untergebracht. 1944 erbaute die Lageradministration unweit des Vernichtungslagers Birkenau ein SS-Lazarett. Ende Dezember 1944 wurde das Lazarett bei einem alliierten Luftangriff auf der Werke der → IG Farbenindustrie AG beschädigt.
. Er überlebte den TodesmarschTodesmarsch
Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, beschloss die → SS, das Lager zu „evakuieren“, das heißt, die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen nach Westen zu treiben. Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der → SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben.
von Auschwitz nach Loslau/Wodzisław Śląski (60 Kilometer westlich von Auschwitz gelegen) und kam auf Transport in das KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).

Mauthausen (bei Linz/Österreich).
Zur Zeit seiner Vernehmung im September 1964 war der Zeuge Karl Lill 56 Jahre alt und lebte als Übersetzer in Ostberlin/Deutsche Demokratische Republik.

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Hörbeispiel:
Sagen wir, ich habe das mit eigenen Augen dreißig- oder vierzigmal gesehen – man hat nicht den Wunsch, das zu registrieren –, wie er [der Angeklagte Klehr] mit seinen Gehilfen auf das flache Dach dieses Bunkers stieg [...] seine Gasmaske aufsetzte, seine Kollegen machten es ebenso, die Zyklon-B-BüchseZyklon-B-Büchse
Das „Zyklon B“ genannte Schädlingsbekämpfungsmittel (Hauptbestandteil: Cyanwasserstoff bzw. Blausäure) wurde Anfang der 1920er Jahre entwickelt und für die Firma Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch, 1919 gegründet) patentiert. Anteilseigner der Degesch waren in den 1940er Jahren folgende Firmen: Degussa, IG Farben und Th. Goldschmidt AG. In den Lagern wurde das Giftgas zur Entwesung von Räumen und zur Desinfektion von Kleidung gebraucht. Im Spätsommer 1941 experimentierte die → SS mit dem Giftgas, sie probierte aus, ob mit dem Gas auch Menschen getötet werden konnten. Die sogenannten Probevergasungen erwiesen sich als erfolgreich. Die SS hatte ein Mittel gefunden, Menschen massenweise in geschlossenen Räumen töten zu können.
aufriss und den Inhalt in diese Stutzen hineinwarf. Und jedes Mal ... ein paar Sekunden später ein Schrei, erstickt, gedämpft durch diese Betondecke. Manchmal ein hundertstimmiger oder mehrhundertstimmiger Schrei. Und jedes Mal ein paar Minuten später quoll der braune oder braungelbe Qualm aus dem Schornstein.
(91. Verhandlungstag, 18.9.1964)

Erläuterung:
Der Zeuge Karl Lill arbeitete unter anderem im SS-RevierSS-Revier
Das Krankenhaus, in dem SS-Personal medizinisch behandelt wurde, hieß SS-Revier. Es war unmittelbar neben der Umzäunung des Stammlagers (Auschwitz I) in einem großen Steingebäude untergebracht. 1944 erbaute die Lageradministration unweit des Vernichtungslagers Birkenau ein SS-Lazarett. Ende Dezember 1944 wurde das Lazarett bei einem alliierten Luftangriff auf der Werke der → IG Farbenindustrie AG beschädigt.
, das unmittelbar an der Umzäunung des StammlagersStammlagers
→ Auschwitz I
(Auschwitz IAuschwitz I
Im November 1943 wurde der Lagerkomplex Auschwitz administrativ dreigeteilt: Das → Stammlager, das seit Mai 1940 existierende, erhielt die Bezeichnung Auschwitz I.
) gelegen war und dem KrematoriumKrematorium
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
I gegenüberlag. Auf das Flachdach der GaskammerGaskammer
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
des Krematoriums konnte man vom SS-RevierSS-Revier
Das Krankenhaus, in dem SS-Personal medizinisch behandelt wurde, hieß SS-Revier. Es war unmittelbar neben der Umzäunung des Stammlagers (Auschwitz I) in einem großen Steingebäude untergebracht. 1944 erbaute die Lageradministration unweit des Vernichtungslagers Birkenau ein SS-Lazarett. Ende Dezember 1944 wurde das Lazarett bei einem alliierten Luftangriff auf der Werke der → IG Farbenindustrie AG beschädigt.
aus gut sehen. Im Gaskammerdach waren Füllstutzen angebracht, Vorrichtungen, durch die das Gas Zyklon BZyklon B
Das „Zyklon B“ genannte Schädlingsbekämpfungsmittel (Hauptbestandteil: Cyanwasserstoff bzw. Blausäure) wurde Anfang der 1920er Jahre entwickelt und für die Firma Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch, 1919 gegründet) patentiert. Anteilseigner der Degesch waren in den 1940er Jahren folgende Firmen: Degussa, IG Farben und Th. Goldschmidt AG. In den Lagern wurde das Giftgas zur Entwesung von Räumen und zur Desinfektion von Kleidung gebraucht. Im Spätsommer 1941 experimentierte die → SS mit dem Giftgas, sie probierte aus, ob mit dem Gas auch Menschen getötet werden konnten. Die sogenannten Probevergasungen erwiesen sich als erfolgreich. Die SS hatte ein Mittel gefunden, Menschen massenweise in geschlossenen Räumen töten zu können.
geschüttet werden konnte. Die Angehörigen des „Desinfektionskommandos“, insbesondere die Sanitätsdienstgrade Josef Klehr, Hans Koch und Adolf Theuer, hatten die Aufgabe, das Mordmittel Zyklon BZyklon B
Das „Zyklon B“ genannte Schädlingsbekämpfungsmittel (Hauptbestandteil: Cyanwasserstoff bzw. Blausäure) wurde Anfang der 1920er Jahre entwickelt und für die Firma Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch, 1919 gegründet) patentiert. Anteilseigner der Degesch waren in den 1940er Jahren folgende Firmen: Degussa, IG Farben und Th. Goldschmidt AG. In den Lagern wurde das Giftgas zur Entwesung von Räumen und zur Desinfektion von Kleidung gebraucht. Im Spätsommer 1941 experimentierte die → SS mit dem Giftgas, sie probierte aus, ob mit dem Gas auch Menschen getötet werden konnten. Die sogenannten Probevergasungen erwiesen sich als erfolgreich. Die SS hatte ein Mittel gefunden, Menschen massenweise in geschlossenen Räumen töten zu können.
in die GaskammerGaskammer
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
von KrematoriumKrematorium
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
I zu schütten. Die Büchsen wurden mit einem Spezialwerkzeug geöffnet und der durch eine Gasmaske geschützte „Desinfektor“ warf das Giftgas,  ein. In wenigen Minuten waren die Menschen tot. Unmittelbar an die GaskammerGaskammer
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
grenzte der Raum, in dem sich drei Krematoriumsöfen befanden. Häftlinge des „SonderkommandosSonderkommandos
Die Häftlinge, die die Leichen ermordeter Menschen aus den Gaskammern zu den Verbrennungsöfen oder -gruben bringen und die Opfer verbrennen mussten, gehörten einem besonderen → Arbeitskommando an, das „Sonderkommando“ genannt wurde. Die Angehörigen des Sonderkommandos waren überwiegend Juden und wurden in einem abgesonderten Block in Birkenau und auf den Dachböden von Krematorien untergebracht. Die → SS betrachtete die Häftlinge des Sonderkommandos als „Geheimnisträger“, deren Leben auf Grund ihres Wissens um die Verbrechen verwirkt war. Deshalb ermordete die SS die Mitglieder des Sonderkommandos in unregelmäßigen Zeitabständen.
“ schleppten die Leichen aus der GaskammerGaskammer
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
und verbrannten sie in den Öfen. Der Kamin des Krematoriums war vom Stacheldrahtzaun, der das Lager umgab, etwas 25 Meter entfernt. Die Menschen im ganzen Lager, in der Umgebung, einschließlich der an das Lager angrenzenden Wohnhäuser der höheren SS-Führer, die dort oftmals mit ihren Familien lebten, konnten den Rauch sehen und den Verbrennungsgestank riechen.