Arie Fuks

Arie Fuks, 1926 in Polen geboren, wurde Ende 1942 zusammen mit seinen Eltern vom Ghetto Maków Mazowiecki (nördlich von Warschau) nach Auschwitz deportiert. Sein Vater kam mit ihm ins Lager, seine Mutter wurde nach der Ankunft vergast. Fuks wurde als Häftling Nummer 81.454 registriert und dem „Aufräumungskommando“ zugeteilt, das auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
die Güterwagen öffnen, die Deportierten aussteigen lassen, ihr Gepäck entladen und in das EffektenlagerEffektenlager
In Birkenau im Lagerabschnitt BIIg gab es 30 Baracken, in denen das geraubte Hab und Gut der nach Auschwitz deportierten Juden gelagert und sortiert wurde. In der Sprache des Lagers hieß das Effektenlager „Kanada“.
bringen musste. Oft hatte das Kommando auch Kranke und während der Fahrt Verstorbene aus den Wagen zu holen. Kranke und Leichen wurden auf dem „Bahnsteig“ abgelegt und später auf Lastwagen mit einer kippbaren Ladefläche geladen. Die LKWs fuhren mit ihrer Fracht zu den Verbrennungsstätten und kippten die Menschenladung in die brennenden Gruben. Fuks war bis zur „EvakuierungEvakuierung
Mit der Bezeichnung „Evakuierung“ wird die Auflösung der Lager benannt. Die Lagerinsassen mussten in von der → SS streng bewachten Kolonnen aus den Lagern marchschieren. Der Elendszug der Häftlinge wird → „Todesmärsche“ genannt, weil Tausende auf dem Weg in ein anderes Lager oder zu Verladestationen (Bahnhöfen) umkamen.
“ von Auschwitz im Aufräumungskommando. Er wurde ins KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).

Natzweiler/Struthof (Elsass), später in das Nebenlager Dautmergen sowie in das Zwangsarbeitslager Tailfingen in Süddeutschland verbracht. Im Mai 1945 erlebte Fuks seine Befreiung durch die französische Armee.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Oktober 1964 war der Zeuge Arie Fuks 39 Jahre alt und arbeitete als Kaufmann in Idar-Oberstein/Rheinland-Pfalz.

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Hörbeispiel:
Ich hatte eine Aufgabe, die Transporte auszuladen, die Pakete der Häftlinge zusammenzustellen. Wir durften mit denen überhaupt nicht in Kontakt kommen und sprechen. Das heißt, in Kontakt mussten wir ja sein mit denen, aber wir durften mit keinem von den in Transporten Angekommenen sprechen. Wir mussten nur sehen, dass die Leute aus den Waggons aussteigen und alles, was sie mitgebracht haben, liegen lassen, die ganzen Pakete. Und wenn die nach vorne gegangen sind, da sind die in zwei Kolonnen gestellt geworden: eine Kolonne nach links, eine Kolonne nach rechts, Frauen extra, Männer extra. Nachher stand der bekannte Doktor Mengele, und der hat die SelektionSelektion
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
durchgeführt. Rechts mit dem Finger mussten die ins Arbeitslager gehen und links mit dem Finger, das war die Vergasung.
(101. Verhandlungstag, 16.10.1964)

Erläuterung:
Die Häftlinge des „Aufräumungskommandos“ hatten auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
striktes Sprechverbot. Mit den angekommenen Deportierten durften sie keinen Kontakt aufnehmen. Das Kommando hatte am Anfang einer Transportankunft dafür zu sorgen, dass sich die Menschen in zwei Kolonnen jeweils in Fünferreihen aufstellten. Männer in der einen, Frauen mit Kindern in der anderen Kolonne. Manchmal griffen die Angehörigen des Kommandos in das Geschehen ein, indem sie junge Frauen, die Kinder bei sich hatten, unauffällig aufforderten, die Kinder älteren, anverwandten Frauen zu geben. So hofften die Häftlinge, die Frauen vor der unmittelbaren Vergasung retten zu können. Waren die Kolonnen aufgestellt, nach Geschlechtern getrennt, rückten die Deportierten zu den SS-Führern vor, die die SelektionSelektion
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
durchführten. Meist waren es SS-Ärzte, welche die Auswahl trafen. Für die deportierten Juden gab es in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
nur zwei Wege: den Weg ins Gas oder den Weg ins Lager, der meist auch den baldigen Tod bedeutete.