Sarah Nebel

Sarah Nebel (geb. Späther), 1907 in Bistritz (Siebenbürgen/Rumänien) geboren, lebte in den 1930er Jahren in Bukarest. Ihr Hausnachbar war der als Vertreter der Farbenfabriken Bayer AG/Leverkusen tätige Apotheker Dr. Victor Capesius. Anfang Juni 1944 wurde Nebel nach Auschwitz verschleppt, auf der Birkenauer RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
von Capesius selektiertselektiert
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
und als „arbeitsfähig“ ins Lager eingewiesen. Capesius erkannte seine frühere Nachbarin auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
nicht, im Gegensatz zu der Zeugin, die in dem selektierenden SS-Führer ihren einstigen netten Nachbarn aus dem zweiten Stock ihres damaligen Wohnhauses erkannte. In Bukarest hatte Capesius „nicht den Eindruck eines Antisemiten“ (Nebel) auf die Zeugin gemacht. Im Sommer 1944 in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
stand aber der uniformierte „Selekteur“ auf der Ankunftsplattform und schickte Tausende und Abertausende Juden mitleidslos ins Gas. So auch den Vater, zwei Brüder und eine Schwester (und deren Kinder) der Zeugin. Nebel war nur wenige Tage in BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
. Sie kam auf Transport und wurde in die KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).

Riga und Stutthof (bei Danzig) sowie in andere Lager verschleppt. Ende April 1945 erlebte Sarah Nebel in der Nähe von Leipzig ihre Befreiung durch die amerikanische Armee.
Zur Zeit ihrer Aussage im Oktober 1964 war die Zeugin Sarah Nebel 57 Jahre alt und lebte als Hausfrau in Jerusalem/Israel.

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Hörbeispiel:
Da stand vor mir ein deutscher Soldat mit Gewehr, ich sprach ihn an: „Sagen Sie bitte, ist das nicht der Doktor Capesius?“ Der Soldat machte große Augen und sagte: „Doch, das ist der Apotheker Doktor Capesius. Aber woher kennen Sie ihn?“ Ich sagte ihm: „Ich kenne ihn noch aus Rumänien.“ Aber dann konnte ich nicht mehr zurück, denn es kamen viele Frauen. Wir wurden nach vorne geschickt in das Bad, wo wir uns auskleiden mussten. Die Haare wurden uns geschnitten. Wir bekamen dort andere Sachen. Dann führte man uns in eine Baracke, sehr viele Frauen, wo wir keinen Platz hatten, weder zum Sitzen noch zum Liegen. Da waren wir drei Tage und drei Nächte.
(96. Verhandlungstag, 2.10.1964)

Erläuterung:
Auf der sogenannten Neuen RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
von BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
, einem zehn Meter breiten Bahnsteig in den Tod, kammen die Verschleppten aus Ungarn an. Sie konnten sich nach der tagelangen Zugfahrt in überfüllten Güterwaggons nicht orientieren. Die erschöpften, oftmals halberstickten und halbverdursteten Menschen begriffen nicht, was um sie herum vorging. Das Auseinanderreißen der Familien, die Aufteilung in Männer und Frauen, die SelektionSelektion
Die Auswahl oder Aussonderung von Häftlingen und von nach Auschwitz verschleppten Juden auf der → Rampe wurde „Selektion“ genannt. Selektion innerhalb des Lagers konnte für die Häftlinge zweierlei bedeuten: Verbleib im Lager bzw. Überstellung in ein anderes Lager oder Ermordung: Tod in der Gaskammer, Tötung mit Injektionen, Erschießung. Für nach Auschwitz verschleppte Juden hieß Selektion auf der Ankunftsrampe: Verbringung ins Lager zur Sklavenarbeit oder sofortige Ermordung in den Gaskammern.
von jungen, arbeitsfähigen Juden waren Vorgänge, die Angst und Schrecken, Bestürzung und Verzweiflung bei den verschleppten Menschen hervorriefen. Um so größer musste die Hoffnung bei einigen Deportierten gewesen sein, als sie in dem auf der RampeRampe
Der Ort entlang von Bahngleisen, an dem die nach Auschwitz verschleppten Juden selektiert wurden, wird „Rampe“ genannt. In Auschwitz gab es für die Transporte des → Reichssicherheitshauptamts (RSHA) mit Juden aus ganz Europa zwei Selektionsrampen: die → „Alte Rampe“ und die → „Neue Rampe“.
selektierenden SS-Führer einen Bekannten aus ihrer Heimat entdecken konnten: Dr. Victor Capesius. Die Zeugin Sarah Nebel wurde zusammen mit den für das Lager ausgewählten Frauen zur „AufnahmeAufnahme
Die gesamte Prozedur der Einweisung und Registrierung eines Häftlings in das Lager wurde „Aufnahme“ genannt. In der → Politischen Abteilung gab es ein Referat Aufnahme, in dem die Häftlingsakten geführt wurden.
“ gebracht und musste die üblichen Prozeduren erleiden. Nebel, ein sogenannter Depot-Häftling, blieb unregistriert, erhielt keine HäftlingsnummerHäftlingsnummer
Die → SS gab jedem ins Lager verbrachten Häftling eine Lagernummer.
Folgende Nummernserien gab es in Auschwitz:
Männer:
Nummernserie 1 – 202.499 (Vergabezeitraum: Mai 1940 bis Januar 1945); Nummernserie A-1 – A-20.000 (Vergabezeitraum: Mai bis August 1944); Nummernserie B-1 – B-14.897 ((Vergabezeitraum: Juli bis Dezember 1944)
Frauen:
Nummernserie 1 – 89.325 (Vergabezeitraum: März 1942 bis November 1944); Nummernserie A-1 – A-29.354 (Vergabezeitraum: Mai bis November 1944)
Sinti/Roma („Zigeuner“):
Männer: Z-1 – 10.097
Frauen: Z-1 – 10.849
Sowjetische Kriegsgefangene:
RKG-1 – 11.957

. Auschwitz war für viele „Arbeitsfähige“ bloße Durchgangsstation.