Jehuda Bacon
Jehuda Bacon, 1929 in Mährisch-Ostrau/Moravská-Ostrava (Tschechoslowakei) geboren, wurde im Herbst 1942 aus seiner Heimatstadt in das von den Nazis „Altersghetto“ genannte KonzentrationslagerKonzentrationslager
Die → SS richtete unmittelbar nach der sogenannten Machtergreifung (Ende Januar 1933) Konzentrationslager für Menschen ein, die das Regime als politische Gegner betrachtete und deshalb verfolgte.
Die Hauptkonzentrationslager waren: Dachau (1933–1945), Sachsenhausen (1936–1945), Buchenwald (1937–1945), Flossenbürg (1938–1945), Mauthausen (1938–1945), Neuengamme (1940–1945), Ravensbrück (1939–1945).
In den besetzten Gebieten: Stutthof (bei Danzig) (1939–1945), Auschwitz (1940–1945), Groß-Rosen (bei Breslau) (1940–1945), Natzweiler-Struthof (Elsass) (1940–1945), Plaszow (bei Krakau) (1941–1945), Majdanek (bei Lublin (1941–1944).
Theresienstadt (circa 50 Kilometer nordwestlich von Prag) deportiert. Im Dezember 1943 wurde er nach Auschwitz-BirkenauAuschwitz-Birkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
verschleppt und in das Theresienstädter FamilienlagerTheresienstädter Familienlager
Aus dem Lager Theresienstadt in der Nähe von Prag – die Nationalsozialisten nannten das Lager „Altersghetto“ – wurden im September 1943 in zwei Transporten rund 5000 Juden nach Auschwitz verschleppt. Es handelte sich um Männer, Frauen und Kinder. Im Unterschied zu der ansonsten praktizierten Trennung von männlichen und weiblichen Häftlingen, wurden die Menschen aus Theresienstadt gemeinsam in einem Lagerabschnitt untergebracht. Das Lager (BIIb) wurde „Theresienstädter Familienlager“ genannt. Die → SS hatte das Lager zu Irreführung und Täuschung der Weltöffentlichkeit eingerichtet. Die Insassen des Familienlagers sollten genau sechs Monate in dem Lager verbleiben, Briefe an Angehörige senden, den Eindruck erwecken, sie seien in einem guten Arbeitslager untergebracht. Nach genau sechs Monaten wurde das Lager „liquidiert“, das heißt, die Insassen wurden in den Gaskammern ermordet.
(BIIb) eingewiesen. Bacon wurde zum Häftling Nummer 168.194. Während der sogenannten 2. LiquidationLiquidation
Die Bezeichnung „Liquidation“ wird unterschiedlich in der Lagersprache und in der Literatur verwendet. „Liquidation“ von bestimmten Lagerabschnitten, zum Beispiel des → Theresienstädter Familienlagers oder des → Zigeunerlagers bedeutet: Auflösung des Lagerabschnitts, Ermordung der Häftlinge. „Liquidation“ bedeutet aber auch: Ermordung einzelner Häftlinge.
des Familienlagers kam er mit weiteren 70 Jungen in den „Kinderblock“ des Männerlagers BIId. Bacon wurde einem Kommando zugeteilt, das einen sogenannten Rollwagen ziehen musste. Mit dem Kommando ist er auch in den durch Zäune abgegrenzten Bereich der KrematorienKrematorien
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
gekommen und hat die GaskammernGaskammern
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
gesehen. Bei der „EvakuierungEvakuierung
Mit der Bezeichnung „Evakuierung“ wird die Auflösung der Lager benannt. Die Lagerinsassen mussten in von der → SS streng bewachten Kolonnen aus den Lagern marchschieren. Der Elendszug der Häftlinge wird → „Todesmärsche“ genannt, weil Tausende auf dem Weg in ein anderes Lager oder zu Verladestationen (Bahnhöfen) umkamen.
“ von Auschwitz am 18. Januar 1945 überlebte Bacon den TodesmarschTodesmarsch
Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, beschloss die → SS, das Lager zu „evakuieren“, das heißt, die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen nach Westen zu treiben. Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der → SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben.
, kam ins KZKZ
→ Konzentrationslager
Mauthausen (bei Linz/Österreich) und wurde im Außenlager Gunskirchen von der amerikanischen Armee befreit.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Oktober 1964 war der Zeuge Jehuda Bacon 35 Jahre alt und lebte als Künstler und Kunstlehrer in Jerusalem/Israel.
Hörbeispiel:
Wir waren öfters in der „SaunaSauna
Im Vernichtungslager Birkenau wurde Dezember 1943 ein großes Gebäude in Betrieb genommen, in dem sich unter anderem Duschräume und Vorrichtungen zur Desinfektion von Kleidung befanden. Die neu ins Lager eingelieferten Häftlinge, die sogenannten → Zugänge, wurden nach der Selektion in die „Sauna“ geführt. Dort mussten sie sich entkleiden, wurden geschoren, geduscht, desinfiziert, tätowiert und erhielten Häftlingskleidung.
“, und wenn keine Menschen in den GaskammernGaskammern
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
waren und wir fertig waren mit unserer Arbeit, erlaubte uns der KapoKapo
Häftlinge, die auf Befehl der → SS andere Häftlinge zu beaufsichtigen hatten, wurden Kapo genannten. Ein Kapo befehligte zum Beispiel ein → Arbeitskommando und war in dieser Funktion auch Herr über Leben und Tod der Häftlinge.
, uns in den GaskammernGaskammern
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
zu wärmen, so dass ich die GaskammernGaskammern
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
ganz genau sah und auch die Entkleidungskammern. Und durch diese Arbeit haben wir viel mehr gesehen, als die Häftlinge [normalerweise] sehen konnten.
(106. Verhandlungstag, 30.10.1964)
Erläuterung:
Der Zeuge Bacon meint mit „SaunaSauna
Im Vernichtungslager Birkenau wurde Dezember 1943 ein großes Gebäude in Betrieb genommen, in dem sich unter anderem Duschräume und Vorrichtungen zur Desinfektion von Kleidung befanden. Die neu ins Lager eingelieferten Häftlinge, die sogenannten → Zugänge, wurden nach der Selektion in die „Sauna“ geführt. Dort mussten sie sich entkleiden, wurden geschoren, geduscht, desinfiziert, tätowiert und erhielten Häftlingskleidung.
“ nicht das seit Dezember 1943 in Betrieb genommene, in der Lagersprache „SaunaSauna
Im Vernichtungslager Birkenau wurde Dezember 1943 ein großes Gebäude in Betrieb genommen, in dem sich unter anderem Duschräume und Vorrichtungen zur Desinfektion von Kleidung befanden. Die neu ins Lager eingelieferten Häftlinge, die sogenannten → Zugänge, wurden nach der Selektion in die „Sauna“ geführt. Dort mussten sie sich entkleiden, wurden geschoren, geduscht, desinfiziert, tätowiert und erhielten Häftlingskleidung.
“ genannte Gebäude im Vernichtungslager BirkenauBirkenau
Seit Oktober 1941 wurde das von der SS als „Kriegsgefangenenlager“ bezeichnete Lager Birkenau erbaut, das bis in das Jahr 1944 kontinuierlich erweitert wurde. Im Lager Birkenau wurden auch seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern errichtet, die die Orte der Menschenvernichtung waren.
, in dem unter anderem Häftlingskleidung desinfiziert wurde und in dem sich Waschräume für die Lagerinsassen befanden. Bacon meint mit „SaunaSauna
Im Vernichtungslager Birkenau wurde Dezember 1943 ein großes Gebäude in Betrieb genommen, in dem sich unter anderem Duschräume und Vorrichtungen zur Desinfektion von Kleidung befanden. Die neu ins Lager eingelieferten Häftlinge, die sogenannten → Zugänge, wurden nach der Selektion in die „Sauna“ geführt. Dort mussten sie sich entkleiden, wurden geschoren, geduscht, desinfiziert, tätowiert und erhielten Häftlingskleidung.
“ die KrematorienKrematorien
Die → SS ließ in den Konzentrationslagern durch Privatfirmen Krematorien bauen, um verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz wurde Anfang August 1940 das erste Krematorium fertiggestellt. Es handelte sich um einen Ofen mit zwei Brennkammern. Im Februar 1941 und im Mai 1942 kamen zwei weitere Öfen hinzu. In den seit Mitte 1942 in Birkenau erbauten Krematorien gab es in den Krematorien II und III jeweils fünf Öfen mit je drei Brennkammer, in den Krematorien IV und V jeweils einen Ofen mit je acht Brennkammern.
mit den GaskammernGaskammern
Die Räume, in denen in Auschwitz Menschen mit dem Giftgas → Zyklon B ermordet worden sind, die Gaskammern, wurden von der → SS in den Bauplänen meist „Leichenkeller“ genannt. Gaskammern gab es im Lagerkomplex Auschwitz an insgesamt sieben Stellen: Im → Krematorium I, in den umgebauten Bauernhäusern in Birkenau (→ Bunker Nr. 1 und → Bunker Nr. 2) und in den → Krematorien II bis V. Die Gaskammern hatten gasdichte Türen mit einem Guckloch, Vorrichtungen zum Einschütten von → Zyklon B (Einwurfluken) und teilweise auch Ventilationssysteme, um die Luft absaugen zu können.
, denn die SS täuschte die angekommenen Opfer mit der Mitteilung, sie gingen jetzt ins „Bad“ bzw. in die „SaunaSauna
Im Vernichtungslager Birkenau wurde Dezember 1943 ein großes Gebäude in Betrieb genommen, in dem sich unter anderem Duschräume und Vorrichtungen zur Desinfektion von Kleidung befanden. Die neu ins Lager eingelieferten Häftlinge, die sogenannten → Zugänge, wurden nach der Selektion in die „Sauna“ geführt. Dort mussten sie sich entkleiden, wurden geschoren, geduscht, desinfiziert, tätowiert und erhielten Häftlingskleidung.
“ zum Waschen und Einkleiden.